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Fußball tötet
Wieder einmal durfte ich mich gehörig aufregen, als ich die reißerische Werbung einiger englischer Gesundheitsorganisationen gesehen hab: Um eine Kampagne des Gesundheitsministeriums namens „Change4Life“ zu fördern, welche sich dafür einsetzt, dass Jugendliche sich mehr bewegen, haben vier gemeinnützige Organisationen Computerspiele als direkte und bedeutende Ursache für einen frühen Tod dargestellt. Unter einer dicken Überschrift „Risk an early death, just do nothing“ (Riskiere, früh zu sterben, tue einfach nichts“) war ein kleiner Junge abgebildet, der Videospiele spielt. Nur in sehr kleiner Schrift wurde erwähnt, dass „9 von 10 Kindern riskieren mit zu viel Fett im Körper aufzuwachsen “ und geben die Empfehlung ab, Bewegung zu fördern und Fett zu reduzieren, um diverse Krankheiten zu vermeiden. Dieser Text wäre durchaus in Ordnung, nur ist er so klein, dass zunächst die dicke fette Überschrift und das spielende Kind ins Auge fallen. Obwohl der Text überhaupt nicht auf Videospiele eingeht, wird damit der Eindruck erweckt, dass Videospiele direkt zu einem frühen Tod führen. Wer sich das Original mal ansehen will, hier findet sich die Version mit der besten Auflösung die ich finden konnte. Mit Mühe kann man sogar den kleinen Text lesen…
Diese Werbung schrie förmlich danach, parodiert zu werden. Regelmäßig kippen Profisportler auf dem Sportplatz um und sind sofort tot, oft in einem Alter unter 25 Jahren. Ein viel besseres Beispiel für „early death“ als die von Spielen angeblich verursachten Todesfälle, oder? Und vor allem ist der Zusammenhang offensichtlich und weitgehend unstrittig, während die These, dass zu wenig Bewegung zu einem frühen Tod führt, teilweise angezweifelt wird. Natürlich führt Fußball genausowenig direkt zu einem frühen Tod wie Computerspiele, natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Profisport und „Bewegung“, und natürlich ist die Parodie genauso polemisch wie die ursprüngliche Werbung.
Das „Kunstwerk“ habe ich selbst erstellt. Für das Fußballfeld habe ich dieses Foto des Flicker-Nutzers Samiq benutzt, welches unter der Lizenz CC-BY-SA frei genutzt werden darf. Das fertige Bild steht somit ebenfalls unter dieser Lizenz. Bei Verwendung im Web bin ich für einen Link auf diesen Beitrag dankbar, möchte aber niemanden dazu zwingen. Eine Verbreitung ist natürlich ausdrücklich gewünscht, ich bitte aber darum, das Bild nicht in falschem Kontext darzustellen. Es ist eine Parodie, und die Aussagen darin sollten nicht zu ernst genommen werden. Eine unkomprimierte Version ist auf Anfrage verfügbar.
Durch mydealz bin ich auf ein interessantes Angebot gestoßen: myprinting.de bietet als Werbeaktion an, ein 60×40-Poster kostenlos zu drucken (Reflink, siehe unten). Es fallen Versandkosten an, die sich früher mit dem Gutscheincode EECW6ZH2 auf 0,99 EUR senken ließen. Das scheint leider nicht mehr möglich zu sein, sodass die Aktion recht uninteressant wird, wenn man nicht eh noch was anderes bestellen will. Die Preise sollen selbst mit Gutschein allerdings recht hoch sein. Beim Gratisposter wird außerdem deren Logo aufgedruckt. (UPDATE: Angebot gibt es nicht mehr.) Ich habe daher eine druckbare Version erstellt, bei der der Text in höherer Auflösung gerendert ist, das Bild gedreht und einen weißen Rand für das Logo eingefügt, sodass man es gut drucken lassen kann. Die kleineren Shilouetten sind leider etwas unschön geworden, aber ansonsten finde ich die Qualität ok. Der Druck sah gut aus, in dem Punkt kann man myprinting nicht kritisieren.
HINWEIS/OFFENLEGUNG: Das nicht mehr existente 0,99 EUR Angebot war eine sehr günstige Möglichkeit, an das Poster zu kommen, deswegen habe ich es hier erwähnt – dass man die Versandkosten inzwischen nicht mehr los wird, habe ich erst erfahren als der Artikel fast fertig war. Wie üblich schaue ich bei Links auf Angebote immer, ob es auch eine Werbeversion („Reflink“) gibt, und es gab eine, also habe ich sie eingebaut. Ich bekomme also für Bestellungen über obigen Link Geld, und Adblock könnte ihn blocken. Wenn es keinen Reflink gegeben hätte, hätte ich einen normalen Link eingebaut, sofern möglich. (Oft sind Werbeaktionen nur über Reflinks erreichbar.) Die Links sind also nicht da, weil ich damit Geld verdienen möchte, ich habe nur statt einem normalen einen Werbelink gesetzt. Ein Tracking-Pixel ist nicht beim Link dabei.
Israels Kriegsverbrechen in Gaza
Da man bei jeder Diskussion um dieses Thema leider gleich befürchten muss, als antisemitisch, Nazi oder sonstwas dargestellt zu werden, und ich darauf keine Lust hatte, habe ich mich bei diesem Thema lange zurückgehalten. Der Artikel wird daher etwas länglich. Der erste Teil behandelt die ebenfalls wichtige „Vorgeschichte“ und das „Drumherum“, die eigentlichen Kriegsverbrechen werden erst im zweiten Teil behandelt.
Übersetzungshilfe
Immer wieder fallen mir blumige, unsinnige Formulierungen in Nachrichtenartikeln auf, die sehr schlechte Dinge schönreden wollen:
So forderte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, dass Schäuble noch mit seinem Bundestrojaner warten soll: „[Es] müsste zunächst eine intensive Aufklärung der Bevölkerung erfolgen, um eine breit angelegte Willensbildung zu ermöglichen.“ – übersetzt in Klartext: „Wir müssen noch abwarten, bis wir durch Propaganda die Massen ausreichend beeinflusst haben, und wir sowas problemlos durchbekommen.“
Oder Johannes Singhammer (CSU, was sonst bei so einem Vorschlag), fordert für mehr Jugendschutz „das Internet stärker in den Schutzumfang einzubeziehen“ –hier ist die Übersetzung nicht ganz klar: entweder „Ich habe keine Ahnung vom Internet“ oder „Wir müssen das Internet zensieren“, wobei letzteres auch aus ersterem entstehen kann. Beide Optionen sind ähnlich wahrscheinlich – CSU-Leute haben meist keine Ahnung vom Internet – außer „das ist neu und (daher) böse“, und für ihr „Demokratieverständnis“ („Wer braucht sowas wie Demokratie?“) sind sie ebenfalls hinreichend bekannt.
Mission accomplished
Zumindest die gezielt geschürte Terrorangst ist definitiv maßlos übertrieben. Im Zeitraum März 2005 bis März 2006 (Da fallen die Terroranschläge von London rein) gab es in Großbritannien 54 Terrortote – und über 700 Opfer stinknormaler Morde (Quelle). Ganz zu schweigen davon, wie viele Menschen im Straßenverkehr gestorben sind. Außer den Londoner Terroranschlägen gab es die letzten 5 Jahre keine tödlichen Anschläge in England. Weitere Dinge, vor denen sich die Schulkinder fürchten könnten (und eher fürchten sollten), wären Erschießungen durch die Polizei, willkürliche Hausarreste und Kommunikationssperren, Totalüberwachung, willkürliche Platzverweise und ein Verlust der Freiheit.
Diese Untersuchung zeigt sehr schön, wie Medienpropaganda und Panikmache wirken. Das Ziel in Großbritannien dürfte erreicht sein. Mission accomplished – einem totalitären Staat steht jetzt nichts mehr im Wege, sobald eine Regierung ihn will, wird sie es schaffen.
Wenn es passiert, dann hoffentlich rechtzeitig, dass Deutschland noch ein abschreckendes Beispiel sieht und die Menschen vielleicht zur Vernunft kommen. Ansonsten haben wir in 10 Jahren hier Verhältnisse wie in England.
Der Computer ist kein rechtsfreier Raum
… und zwar schon seit langem. Merkel „vergisst“ (ich unterstelle ihr Absicht) beim öffentlichen Propagandageschrei, dass es neben verfassungswidrigen, Stasi-artigen konspirativen Online-Durchsuchungen auch noch ganz normale Hausdurchsuchungen gibt, bei denen auch Computer beschlagnahmt werden können und dann auch die Festplatte ausgewertet werden kann. Im Gegensatz zu Online-Durchsuchungen finden diese Hausdurchsuchungen aber mit Wissen der Betroffenen und unter Zeugen statt und sind rechtsstaatlich abgesichert.