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Archive for März 2009

Kurzgeschichte: Leben in Watte

2009-03-31 1 Kommentar

Tagelang war der Zugriff vorbereitet worden. Die Männer gehen in Stellung. Es ist drei Uhr morgens. Ein Hund bellt hinter der verschlossenen Wohnungstür. Der Rammbock trifft auf die Holztür, welche splitternd den Weg freimacht. Der Hund greift an. Zwei Feuerstöße. Der Hund und sechs Patronenhülsen fallen den Beamten vor die Füße.

Die Männer stürmen die Wohnung, mit ihren Waffen im Anschlag. Es ist dunkel. Das einzige Licht kommt von den Taschenlampen an den Waffen. Die Lichtkegel huschen über die Wände und durch die Zimmer. Eine völlig überraschte und verwirrte Frau im Schlafanzug wird angeleuchtet. Mehrere Lichtkegel richten sich auf sie. Sie starrt regungslos in die Läufe der Waffen. Die Polizisten rufen: „Runter! Auf den Boden!“ Doch der Satz ist noch nicht einmal beendet, als einer der Männer schon bei der Frau steht.

Er wirft sie zu Boden. Sie schlägt hart auf. Ein Zahn landet auf dem Teppichboden. Der Mann dreht ihr die Arme auf den Rücken. Sie schreit vor Schmerz. Er fesselt sie mit einem Kabelbinder. Er zieht sie fest, bis es nicht mehr geht. Das Plastik schneidet sich in ihre Handgelenke. Er reißt sie nach oben. Die Männer schleifen sie aus der Wohnung. Noch immer sind einige Läufe auf sie gerichtet. Sie wird in einen Streifenwagen gesteckt.

Die Männer sind erleichtert. Endlich ist sie gefasst. Auf dem Revier wird sie direkt verhört. Stundenlang. Immer wieder werden ihr die Fotos gezeigt. Blutige Leichen. Sie wird angeschrien. Aus allen Augen schlägt ihr purer Hass entgegen. Sie ist völlig verwirrt, bringt kein Wort heraus. Sie soll endlich gestehen, wiederholen die verschiedenen Beamten immer wieder. Sie stottert: „Ich hab damit nichts zu tun“. Sie wird unsanft hochgerissen. Zu einer Zelle geschleppt. Hineingeworfen. Sie fällt auf die kalten, harten Kacheln. Sie fällt in Ohnmacht.

Sie wacht auf, als zwei Männer sie hochheben. Es ist hell. Durch das vergitterte Fenster fällt blendendes Licht. Sie wird in einen Streifenwagen gesetzt. Auf jeder Seite ein Bewacher. Sie halten sie mit schmerzhaftem Griff fest. Der Wagen fährt in einem Konvoi, aber nicht lange. Sie wird hinausgezerrt. In ein Gebäude geschleppt, dann in einen Gerichtssaal. Sie ist wie betäubt. Sie stellt keine Fragen. Der Staatsanwalt listet in Stichworten eine Reihe von Mordfällen auf. Sie sagt kein Wort. Sie nimmt das Urteil kaum wahr. In der Zelle der Untersuchungshaftanstalt versucht sie sich zu sammeln. Ihr Kopf dreht sich. Ihr wird schwindelig. Sie fällt auf das Bett. Ihr wird schwarz vor den Augen.

Ein älterer Mann weckt sie. Er stellt sich als Anwalt vor. Sie versucht zu verstehen was mit ihr passiert ist. Er erklärt ihr, dass sie zahlreicher Morde bezichtigt wird. Auch Polizisten. Daher der Hass. Die Beweise sind erdrückend, sagt der Anwalt. Eindeutige DNA-Spuren. Hoffnungslos. Ein verlorener Fall. Der Anwalt kann ihr keine Hoffnung machen. Er geht wieder. Die Zellentür schließt sich. Sie ist allein. Verzweifelt.

Nacht für Nacht träumt sie von einem elektrischen Stuhl. Sie weiß, dass es die Todesstrafe hier nicht mehr gibt, aber dennoch wacht sie jede Nacht auf. Schweißgebadet. Verängstigt. Der Arzt gibt ihr Tabletten. Auch welche gegen den Schmerz. Die Schulter ist geschwollen.  Den ganzen Tag sitzt sie in der Zelle und denkt nach. Sie weint. Sie weiß nicht, was sie getan hat. Sie rastet aus und schlägt gegen die Zellentür. Der Wächter schreit sie zusammen. Auch hier nur Hass. Überall.

Sie erfährt lange nichts neues. Die Ermittlungen laufen. Der Anwalt kann ihr nichts neues sagen. Angehörige hat sie nicht. Monate später wird sie abgeholt. Zum Prozess. Sie beteuert ihre Unschuld. Die Staatsanwältin trägt die Beweise vor. Die Angeklagte schweigt. Der Anwalt auch. Es gibt nicht viel zu sagen. Die Spuren sind eindeutig. Die Staatsanwältin plädiert auf lebenslänglich. Mord. Besondere Schwere der Schuld. Der Anwalt bringt seinen Antrag kaum über die Lippen. Er betont, dass nur die DNA-Spuren auf seine Mandantin zeigen. Freispruch, beantragt er. Aus Mangel an Beweisen. Sie hat das letzte Wort. Sie beteuert ihre Unschuld. Die Richter ziehen sich zurück.

Die Richter kommen wieder. Schuldig, lautet das Urteil. Lebenslänglich. Mord. Besondere Schwere der Schuld. Keine Reue. Sie bricht weinend zusammen. Sie wird abgeführt. Im Gefängnis zeigen alle Wärter ihren Hass. Der Anwalt legt keine Berufung ein. Sinnlos.

Ein Jahr später. Sie ist völlig verwahrlost, mit den Nerven am Ende. Zweimal hat sie versucht, sich umzubringen. Der Anwalt taucht auf. Spricht von neuen Erkenntnissen. Macht ihr Hoffnung. Sie glaubt ihm nicht. Sie hat aufgegeben. Ein neuer Prozess beginnt. Sie versteht immer noch nicht warum sie im Gefängnis ist. Sie versteht den Prozess nicht. Es ist ihr egal. Sie sagt kein Wort. Sie hört nicht zu. Der Anwalt redet und redet. Der Richter spricht sie frei. Sie merkt es nicht. Sie starrt ins Leere. Als ihr die Handschellen abgenommen werden, bleiben ihre Hände verschränkt. Erst im Gespräch mit dem Anwalt begreift sie, was passiert ist. Die Spuren waren falsch. Ein Irrtum.

Sie wird aus dem Gefängnis entlassen. Der Anwalt ruft ihr ein Taxi. Sie fährt zu ihrer Wohung. Die Tür ist ersetzt. Sie hat einen Schlüssel bekommen. Sie schließt auf. Auf dem Teppich im Flur ist immer noch eine Blutlache. Hundeblut. Sie erinnert sich. Ihr geliebter Blacky. Tot. In ihrem Schlafzimmer findet sie ihren Zahn. Alles ist zerwühlt, als hätten Einbrecher gewütet. Auf dem Boden liegt ein gelber Zettel. Durchsuchungsprotokoll. Es klopft an der Tür. Sie öffnet. Ein Stapel Post liegt auf der Fußmatte. Post von fast 2 Jahren. Die Nachbarin, die die Post dort abgelegt hat, zieht schnell die Tür hinter sich zu. Die Frau sieht zitternd die Post duch. Werbung, Kontoauszüge, Rechnungen, Mahnungen. Eine Kündigung. Ihr Job ist weg. Ihr Konto überzogen. Sie hat niemanden mehr. Sie hat ihr ganzes Leben verloren.

Die Nachbaren sprechen nicht mit ihr. Am nächsten Tag steht die Presse vor der Tür. Sie schlägt die Tür zu. Die Reporter belagern das Haus. Sie hat keine Hoffnung mehr. Fast zwei Jahre im Knast. Nichts mitbekommen. Wie soll sie einen neuen Job finden? Mit dem Lebenslauf?

Ein Nachbar klingelt. Sie antwortet nicht. Er klopft. Sie antwortet nicht. Er ruft. Sie antwortet nicht. Er gibt auf. Geht. Eine Woche später wird die Tür aufgebrochen. Nachbarn haben sich über Gestank beschwert. Sie liegt in der Badewanne. Tot. Mit offenen Pulsadern. Auf dem Boden liegt eine Schachtel Wattestäbchen verteilt. Sie hat sie selbst verpackt, in der Firma, wo sie zwei Jahrzehnte gearbeitet hat. In der Firma, in der sie auch die Wattestäbchen verpackt hat, die sie schließlich der Morde überführten, die sie nie begangen hatte.

Der Fernseher läuft. Die Firma ist insolvent. Schadenersatzklagen in Milliardenhöhe. Am Ende des Berichts wird in einem halben Satz das Schicksal der Wattestäbchenpackerin erwähnt. Als sie verhaftet und verurteilt wurde, liefen die Berichte über eine Woche. Jetzt jedoch ist nach zwei Tagen alles vorbei. Weit weg, in einem hell erleuchteten unterirdischen Raum, nimmt ein Beamter ein Backupband aus einem Laufwerk. Er nimmt einen Stift und beschriftet es sorgfältig. „DNA-Profile (Erkennungsdienst)“. Er legt es in einen Tresor und schließt ihn. Der Server, aus dem das Band stammt, vergleicht das nächste Wattestäbchen mit der Datenbank.

Die Geschichte ist erfunden. Sie orientiert sich am Fall des „Phantoms von Heilbronn„. Dabei wurden aufgrund verunreinigter DNA-Proben zahlreiche Taten einer unbekannten weiblichen Person zugeordnet, die mit fragwürdigen Maßnahmen wie Speichelproben bei Verkehrskontrollen gesucht wurde. Die Geschichte spielt mit dem Gedanken was hätte passieren können, wenn eine dieser „freiwilligen“ Speichelproben auf die vermeintliche Täterin hingewiesen hätte, bevor die Kontamination des Probenbestecks klar wurde. Sie zeigt eindrucksvoll die Gefahren vermeintlich unfehlbarer Fahndungstechniken und riesiger Datenbanken. Der Schluss weist nochmal darauf hin, dass sich an der fragwürdigen Praxis, möglichst viele DNA-Proben zu sammeln, vermutlich nicht viel ändern wird.

Israels Kriegsverbrechen in Gaza

2009-03-23 1 Kommentar

Da man bei jeder Diskussion um dieses Thema leider gleich befürchten muss, als antisemitisch, Nazi oder sonstwas dargestellt zu werden, und ich darauf keine Lust hatte, habe ich mich bei diesem Thema lange zurückgehalten. Der Artikel wird daher etwas länglich. Der erste Teil behandelt die ebenfalls wichtige „Vorgeschichte“ und das „Drumherum“, die eigentlichen Kriegsverbrechen werden erst im zweiten Teil behandelt.

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Absturz/Einfrieren bei Standby und Ruhezustand/Hibernate

2009-03-19 5 Kommentare

Mal was völlig unpolitisches – ein Tipp, der vielleicht auch anderen hilft: Mein Rechner stürzte beim Wechsel in den Standby-Modus oder in den Ruhezustand (Hibernate) oft ab bzw. fror ein. Manchmal zeigte er noch „Standby wird vorbereitet“ bzw. „Ruhezustand wird vorbereitet“ und blieb dann einfach stehen, oder er fror erst ein, nachdem er einen schwarzen Bildschirm angezeigt, aber den Bildschirm noch nicht ganz ausgeschaltet hatte. Beim Ruhezustand wurde der Fortschrittsbalken mit Windows-Logo nicht angezeigt, und in beiden Fällen war ein harter Reset fällig, sodass ich alle offenen Dateien verlor.

Die ganzen üblichen Maßnahmen hatte ich durch, ohne Erfolg:

  • Ruhezustand aus- und wieder einschalten, um die entsprechende Datei neu anzulegen
  • Treiberupdates (gibt es nicht mehr für das alte Gerät)
  • Diverse Microsoft-Hotfixes (es gibt wohl mindestens 3 Stück, siehe hier sowie hier und hier)
  • Festplatte auf Fehler gescannt (Dateisystem ok, keine defekten Sektoren, SMART-Werte perfekt) und defragmentiert (wobei das nicht wirklich eine Hilfsmaßnahme war, war einfach nur gerade fällig)
  • besondere Hardware hatte ich auch nicht angeschlossen gehabt, als es passierte (mit der die dran war hatte es früher immer geklappt)

Woran es lag, wusste ich nicht – mein System ist eine einzige riesige Toolsammlung, und so wie es aussieht installiert sich jedes bessere Tool auch gleich einen Treiber. Dazu noch ein TrueCrypt zur Systemverschlüsselung um das Chaos perfekt zu machen. (Nebenbei: Windows scheint ein echt robustes System zu sein, ich will ein Linux sehen was derart mit zusammengefrickelten Kernelmodulen zugemüllt ist und trotzdem noch ohne Kernel Panic – quasi ein Linux-Bluescreen – durchläuft.)

Schließlich habe ich im Geräte-Manager die erweiterte Ansicht eingeschaltet und fröhlich drauf los gelöscht. Das sollte man tunlichst nur machen, wenn man weiß, was man tut. Wenn man danebengreift, wird man es meist bereuen, wenn man Pech hat auch erst Wochen später, dafür umso mehr. Man sollte nicht wahllos löschen. Wer also keine Ahnung von seinem System hat, sollte dringend die Finger davon lassen. Jedenfalls habe ich die meisten „versteckten“ (also nicht mehr angeschlossenen) USB- und Eingabe/HID-Geräte (und noch einiges mehr) rausgeworfen, die ich vermutlich nicht mehr brauche (z. B. weil mir jemand kurz einen USB-Stick mit Daten geliehen hat). Ich schätze, es werden gut 100 Stück gewesen sein, die sich da angesammelt haben. Windows merkt sich nämlich jede Maus, jeden USB-Stick und überhaupt alles was man mal per USB anschließt, manchmal auch jedes mal neu wenn das Gerät an einem anderen Anschluss angeschlossen wird, und verschluckt sich scheinbar, wenn die Liste zu lang wird. Seit der Aufräumaktion läuft es jedenfalls einwandfrei und vermutlich auch  schneller als vorher.

Google Adsense übertreibt es

2009-03-15 4 Kommentare

KURZFASSUNG: Google wird Adsense-Werbung interessenabhängig machen, also noch intensiver das Surfverhalten der Nutzer ausspähen. Auf diesem Blog kann unter Umständen durch den Anbieter (wordpress.com) solche Adsense-Werbung eingeblendet werden. Schutzmaßnahmen werden in diesem Posting erläutert.

Lange habe ich keinen Werbeblocker eingesetzt. Mich stört Werbung eher weniger, wenn es sich nicht gerade um blinkende oder die Soundkarte missbrauchende Flash-Werbung handelt, und dafür habe ich sowieso Flashblock. Außerdem kann man die Werbung ja auch mal anklicken, um einem Websitebetreiber eine kleine finanzielle Freude zu machen. Und Werbeblocker haben einen Nachteil: Sie sperren manchmal Teile von Websites die technisch wie Werbung aussehen, aber keine Werbung sind. Deswegen habe ich sie bisher gemieden, bis mich die extrem nervigen Layer-Ads dazu getrieben haben, doch etwas aufzuräumen, doch dazu später mehr.

Ich hatte auch auf einigen meiner Seiten Google Adsense eingesetzt. Auf diesem Blog (und allen anderen wordpress.com-Blogs, wenn der jeweilige Admin nicht ein jährliches „Lösegeld“ zahlt) können vom Dienstanbieter WordPress.com Adsense-Anzeigen eingeblendet werden. Ich kann dies nicht beeinflussen! Ich sehe diese Anzeigen nicht, da sie nur zufällig und nur nicht angemeldeten Nutzern angezeigt werden.

Jedenfalls hat Google das Werbeprogramm „verbessert“ und betätigt sich jetzt noch eine Stufe intensiver als Datenkrake. Jetzt wird nicht zur Website gehörende, sondern zu den Interessen des Nutzers passende Werbung gezeigt, dazu muss also das Surfverhalten der Nutzer ausgewertet und gespeichert werden. Das ist für Google kein großes Problem, da sehr viele Websites Google-Werbung oder Google Analytics auf ihren Seiten haben. Da ich das nicht unterstützen möchte, habe ich meine Seiten aufgeräumt.

Man kann ein Cookie setzen, welches Google anweist, die Daten nicht zu speichern. Das funktioniert aber nicht, wenn man Google dauerhafte (persistente) Cookies generell verboten hat. (EDIT: Google hat ein Plugin rausgebracht, welches das angeblich ermöglicht.) Außerdem muss man darauf hoffen, dass Google sich daran hält. Bisher habe ich die Datensammelauswüchse von Google noch toleriert, Cookies eingeschränkt und die Dienste nur sehr gezielt genutzt. Jetzt ist meine Schmerzgrenze überschritten, und ich werde wohl die Google-Werbung sperren.

Zum Sperren von Werbung gibt es zwei verbreitete Ansätze: Adblock Plus, ein Firefox-Plugin, welches Werbung anhand von automatisch aktualisierten Filterlisten direkt im Browser entsorgt, und einen etwas arbeitsintensiveren, aber effektiven Ansatz: die Hosts-Datei. (Wer weiß, was das ist, möge den folgenden, für ihn langweiligen Absatz überspringen.)

Aus den Urzeiten des Internets, als man noch alle erreichbaren Rechner auf einem Blatt auflisten konnte, gibt es eine sogenannte hosts-Datei – in jedem mir bekannten Betriebssystem. Unter Linux liegt sie unter /etc/hosts, unter Windows unter c:\windows\system32\drivers\etc\hosts (wer sich über die Ähnlichkeit wundert: Microsoft hat abgeschrieben). Das ist quasi ein „Telefonbuch“. Wenn man eine Website aufruft, z. B. janschejbal.wordpress.com, fragt der Computer zunächst bei einer Art „Auskunft“ (DNS-Server) nach der „Telefonnummer“ (IP-Adresse) der Website. Erst dann kann er sich zu dieser Website verbinden und den Inhalt abrufen. Allerdings schaut der Computer zuerst in der Hosts-Datei nach – wenn zu einem Namen eine Nummer dort eingetragen ist, benutzt er die Statt nachzufragen.Wenn da eine falsche Nummer steht, klappt die Verbindung nicht. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie sehr zuverlässig funktioniert und weitgehend unabhängig vom verwendeten Programm ist, weil sie bereits auf Betriebssystemebene ansetzt. Spybot S&D, ein Anti-Spyware-Tool, benutzt die Hosts-Datei, um Seiten zu sperren, die gerne Viren verbreiten. Ein Nachteil ist, dass dies nicht mehr funktioniert, wenn man einen Proxy einsetzt, weil die Namen erst vom Proxy in Nummern umgesetzt werden. Außerdem kann man nur ganze Server sperren, nicht einzelne Seiten.

Ich benutze diese Hosts-Datei, um Werbung zu sperren. Natürlich nur selektiv, denn jeder Eintrag erfolgt manuell. Aber wenn man 5-10 der nervigsten Layerwerbeseiten dort einträgt, bekommt man diese Art von Werbung nur noch sehr selten zu Gesicht. In Zukunft werden die Google-Werbeserver wohl nun einen Ehrenplatz neben den Layer-Werbenervern und den Viren- und Pornoanbietern erhalten. Und Adblock wird auch aktiviert, als Ergänzung. (Falls z. B. durch Proxynutzung die Hostsdatei ausfällt, sollte Adblock es abfangen, falls Adblock mal ausgeschaltet wird oder ich einen anderen Browser nutze, darf die Hostsdatei übernehmen. Außerdem erledigt Adblock auch noch einige andere Schnüffelseiten.) Ich verwende derzeit die Adblock-Listen EasyList, EasyPrivacy, Ares‘ ABP Liste und die Filter von Dr. Evil.

Ach ja: Herzlichen Glückwunsch. Damit hat Google dank dieser tollen Maßnahme den Werbeumsatz den ich bei denen produziere sicher gesteigert…

Hier der entsprechende Abschnitt aus meiner hosts-Datei:

127.0.0.1 www.go-sponsor.de
127.0.0.1 go-sponsor.de
127.0.0.1 www.euros4click.de
127.0.0.1 traffic.mpnrs.com # faz.net-popups
127.0.0.1 www.sponsorads.de # extranervige verzögerungs-layer
127.0.0.1 sponsorads.de # extranervige verzögerungs-layer
127.0.0.1 bin-layer.de
127.0.0.1 www.layer-ads.de
127.0.0.1 layer-ads.de
127.0.0.1 www.usemax.de
127.0.0.1 usemax.de

# google ads
127.0.0.1  pagead.googlesyndication.com
127.0.0.1  pagead2.googlesyndication.com
127.0.0.1  adservices.google.com
127.0.0.1  video-stats.video.google.com
127.0.0.1  ssl.google-analytics.com
127.0.0.1  www.google-analytics.com
127.0.0.1  4.afs.googleadservices.com
127.0.0.1  imageads.googleadservices.com
127.0.0.1  partner.googleadservices.com
127.0.0.1  www.googleadservices.com
127.0.0.1  apps5.oingo.com
127.0.0.1  www.appliedsemantics.com
127.0.0.1  service.urchin.com

UPDATE: Ich weise hier auch hier nochmal darauf hin, dass dieses Blog VG-Wort-Zählpixel enthält. Mehr dazu im entsprechenden Artikel. Diese kann man mit genau diesem Verfahren (oder mit Adblock) auch blocken, wenn man will (Servernamen stehen im verlinkten Artikel), ich bitte aber es nicht zu tun. Die VG Wort hat eine vernünftige Datenschutzpolicy.

Erziehung im Fernsehen

2009-03-14 6 Kommentare

Bei RTL läuft zur Zeit die dritte Staffel von „Teenager außer Kontrolle – Letzter Ausweg Wilder Westen“, Kabel 1 bietet „Die strengsten Eltern der Welt“, und überhaupt haben Erziehungsshows wieder mal trotz Wirtschaftskrise Hochkonjunktur. Neben zahlreichen anderen Shows („Die Super Nanny“ etc.), denen ich mich hier nicht widmen werde, treten die beiden oben genannten Sendungen dadurch hervor, dass sie auf den ersten Blick ein ähnliches Konzept haben: Problematische Jugendliche werden einige Zeit in eine andere Umgebung gebracht, wo sie mehr oder weniger erzogen werden sollen. Auf diese beiden Sendungen möchte ich hier näher eingehen, da sie auf den ersten Blick ähnlich, auf den zweiten jedoch völlig unterschiedlich sind. Die Aussagen über „Teenager außer Kontrolle“ beziehen sich auf die schon vor einiger Zeit gesendete zweite Staffel, die ich mir vollständig angetan (Spaß macht sowas nicht, erträglich wird es nur dank 1,5-facher Abspielgeschwindigkeit per SMPlayer) und dabei auch fleißig Notizen gemacht habe (eine Seite habe ich leider vermutlich verloren, der Kram lag schon seit der 2. Staffel hier). Die Aussagen über „Die strengsten Eltern der Welt“ beziehen sich nur auf die Sendung vom 7.3.2009 ab 14:15 – nochmal tue ich mir so einen Marathon nicht an.

Zunächst einmal unterscheiden sich die Sendungen in der Auswahl der „Problemjugendlichen“: Während „Die strengsten Eltern der Welt“ eher für vergleichsweise harmlose Fälle von schwierigen Jugendlichen gedacht zu sein scheint, welche keine Lust haben den Müll rauszubringen (um es mal salopp zu formulieren), geht es in „Teenager außer Kontrolle“ primär um die wirklich üblen Problemfälle von Jugendlichen, die stark in Jugendkriminalität, Drogenmissbrauch etc. abgedriftet sind und ihre Umgebug terrorisieren. Bei beiden Sendungen gehe ich davon aus, dass die Jugendlichen möglichst übertrieben schlecht dargestellt werden. Bei „Teenager außer Kontrolle“ ist es offensichtlich und extrem, bei „Die strengsten Eltern der Welt“ noch vergleichsweise harmlos. Wie schlimm die Fälle wirklich sind, kann man als Außenstehender daher kaum beurteilen. Ich gehe im Folgenden davon aus, was in den Sendungen gesagt, behauptet oder suggeriert wird. Mir ist klar, dass das teilweise falsch sein wird, aber die Annahmen sind in den seltensten Fällen vorteilhaft für meine Bewertung der jeweiligen Sendung. Falls die Sender sich aufgrund ihrer eigenen Falschinformationen ungerecht kritisiert fühlen, dürfen sie gerne die entsprechenden Punkte richtigstellen.

Der zweite Unterschied ist die Art der Serie: Während bei „Die strengsten Eltern der Welt“ scheinbar jede Folge bei einer anderen Familie untergebracht werden und in jeder Folge auch andere Jugendliche behandelt werden, fand bisher jede Staffel von „Teenager außer Kontrolle“ in je einer amerikanischen Erziehungseinrichtung statt, wobei immer eine ganze Staffel eine Gruppe Jugendlicher begleitet. Soweit die Rahmenbedingungen.

In beiden Fällen wird den Jugendlichen offenbar verschwiegen, worauf sie sich einlassen. Wie freiwillig die Jugendlichen jeweils teilgenommen haben weiß ich nicht, eine informierte Entscheidung haben sie darüber aber wohl kaum treffen können. Im Fall von „Teenager außer Kontrolle“ gab für einen Teilnehmer die Wahl zwischen Teilnahme und Jugendknast, bei „Die strengsten Eltern der Welt“ wird angedeutet, dass ein „Abenteuerurlaub“ versprochen wurde. (UPDATE: In der „Oliver Geisen Show“ vom 17.3.09 – im Stream hier bei 0:33:10 – erzählt eine Teilnehmerin von „Teenager außer Kontrolle“, dass ihr ein „Ferienlager“ versprochen wurde.)

Da hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Schon mal vorweg: Während ich „Die strengsten Eltern der Welt“ recht gut finde, habe ich wegen der ersten Staffel von „Teenager außer Kontrolle“ die Staatsanwaltschaft gebeten, das ganze auf strafrechtliche Relevanz zu prüfen.

Wo liegen also die größten Unterschiede für die Jugendlichen? Nun, fangen wir mal bei der Dauer der Programme an. Bei „Die strengsten Eltern der Welt“ steht von vorne herein fest, dass der Austausch 10 Tage dauern wird. Selbst wenn es einem nicht gefällt, weiß man also, dass man nach 10 Tagen raus ist. Bei „Teenager außer Kontrolle“ ist es anders – die Dauer der „Therapie“ ist offen – so lange bis die Jugendlichen „die Therapie erfolgreich durchlaufen haben“, mindestens jedoch sechs Wochen. Davon werden mindestens drei damit verbracht, mit über 20 kg schweren Rucksäcken bis zu 15 km täglich durch die Wüste zu wandern, bei glühender Hitze tagsüber und -1 Grad Außentemperatur nachts, wenn die Jugendlichen in ihren Zelten schlafen müssen. Immer wieder wird damit gedroht, dass wer nicht mitmacht von vorne anfangen muss.

Bei „Die strengsten Eltern der Welt“ wurden die Jugendlichen diesmal bei einer religiösen Gemeinschaft untergebracht, in der recht strenge Regeln gelten und jeder hart arbeitet. Die diversen Regeln dieser Gesellschaft sind aus modern-westlicher Sicht natürlich schwer verständlich bis „mittelalterlich“, wie auch insbesondere die Kleidung, die die Jugendlichen tragen sollen. Das Mädchen beginnt zu weinen, als ihr die Umstände mitgeteilt werden, in denen sie die nächsten Tage leben wird, sowie die Tatsache, dass sie auch diverse Arbeiten erledigen muss (was sie daheim wohl recht erfolgreich vermieden hat). Ob die gegebene Begründung „Heimweh“ zutrifft oder es einfach nur zu viel auf einmal war, sei dahingestellt, offensichtlich unmenschlich ist das Ganze aber nicht gerade. Einen Fernseher gibt es nicht, MP3-Player sind nur im eigenen Zimmer erlaubt, und die Teilnehmerin soll ein Kleid tragen, welches – sagen wir einfach mal nicht gerade in die aktuellen Modevorstellungen passt. Als sie dies nicht will, wird das jedoch recht schnell akzeptiert und sie darf in ihren Jeans bleiben.

Nicht so bei „Teenager außer Kontrolle“ – die Jugendlichen bekommen nach ihrer Ankunft einheitliche Kleidung in Signalfarben, um sie bei Fluchtversuchen leichter finden zu können. Alle persönlichen Gegenstände werden ihnen abgenommen, sie müssen sich ausziehen und werden kontrolliert, damit sie keine Gegenstände am Körper verstecken. Piercings müssen (schmerzhaft) entfernt werden. Bei der nächtlichen Fahrt zur Wüste wird betont, dass die Nacht gewählt wurde,  damit die Jugendlichen sich den Weg nicht merken können, um später zu fliehen. (Ein weiterer erwünschter Nebeneffekt dürfte sein, dass sie müde sind und deswegen weniger Probleme machen.) Aber auch sonst dürfte die Fluchtgefahr gering sein – das Erziehungsprogramm setzt auf bewährte Methoden aus den russichen Gulags (Zwangsarbeits- und Umerziehungslagern). Diese waren teilweise nur leicht umzäunt – allerdings lagen in alle Richtungen mehrere dutzend Kilometer Eiswüste. Genauso wird verhindert, dass die gegen ihren Willen im Programm platzierten Jugendlichen sich aus dem Staub machen – Zivilisation ist mehrere Tagesmärsche entfernt, wie immer wieder betont wird. Allein dies dürfte deutlich machen, was von dem Programm zu halten ist. Wer jetzt davon ausgeht, dass sei ein Fake fürs Fernsehen: Ich glaube das leider nicht. Existenz und Vorgehensweise dieser Programme in den USA sind öffentlich, und auch Todesfälle sind dokumentiert.

Bei „Die strengsten Eltern der Welt“ kommunizieren die Jugendlichen regelmäßig mit ihren Eltern und können sich untereinander und mit der Gastfamilie unterhalten. Bei „Teenager außer Kontrolle“ ist jegliche Kommunikation anfangs verboten. Später dürfen sie Briefe von den Eltern empfangen, und sogar unter strenger Aufsicht mit ihnen telefonieren – aber erst, nachdem sie sich das „Privileg“ durch absoluten Gehorsam „verdient“ haben. Damit wird gleichzeitig sichergestellt, dass nur bereits gebrochene Jugendliche mit ihren Eltern sprechen und so wenig Kritik nach außen dringt. Aus ähnlichen Programmen ist bekannt, dass Versuche, die Eltern zum Abbruch der „Therapie“ zu bewegen, zu einer sofortigen Kontaktsperre bzw. einem Abbruch des Gesprächs führen oder zumindest damit gedroht wird. Die Eltern werden bei „Teenager außer Kontrolle“ generell wenig über den Verlauf des Programms informiert. (Zitat: „Ich finde es schade, dass bei euch das Netz so schlecht ist und wir nicht mehr erfahren können wie es bei euch läuft“)

In „Die strengsten Eltern der Welt“ müssen die Jugendlichen sich an den Arbeiten in der Gemeinde beteiligen – zum Beispiel den Boden mit einem Lappen wischen (weil Wischmöppe angeblich nicht so ein gutes Ergebnis bringen). Das ist zwar für westliche Verhältnisse unüblich und könnte als Schikane erscheinen, doch es ist dort üblich und alle anderen Gemeindemitglieder machen es genauso. Deswegen lässt die Teilnehmerin, die diese Aufgabe machen soll, sich auch recht schnell darauf ein. Die oft gezeigte Unwilligkeit, eine bestimmte Arbeit auszuführen, ist eindeutlig schlicht und einfach Faulheit. Rasenmähen, Waschen, Kochen oder das Zusammenbauen einfacher Möbel sind nicht gerade Arbeiten, die man Jugendlichen nicht zumuten könnte. Dennoch werden die Jugendlichen zu den Arbeiten nicht gezwungen. Einige Aufgaben (Traktor-Rasenmäher fahren) machen ihnen sogar Spaß, und auch an den Freizeitaktivitäten nehmen sie teil. Sie werden immer freundlich behandelt und keine der Aufgaben verletzt ihre Würde. Das einzige Problem was auftreten könnte ist mit der Religion bzw. der Teilnahme an Gebeten, aber auch hier scheint es keinen Druck oder gar Zwang gegeben zu haben mitzubeten.

Die Schikanen in „Teenager außer Kontrolle“ hingegen sind willkürlich und unmenschlich. Als Strafe für irgendein Vergehen muss ein Teilnehmer am Ende des Tagesmarsches 45 Minuten mit dem schweren Rucksack in der Sonne stehen. Wenn jemand nicht mehr kann, wird er weitergetrieben, schließlich sei er nur faul – Erschöpfung gibt es wohl nicht. Wer stürzt, hat das absichtlich gemacht, wer sich eine Druckstelle einhandelt, war zu faul, den Rucksack richtig zu packen. Auf weitere Details gehe ich später noch ein.

Hier möchte ich zunächst ein kurzes Fazit ziehen. Die Unterschiede dürften deutlich geworden sein. Natürlich sollte man berücksichtigen, dass die Programme an völlig unterschiedliche Arten von Jugendlichen gerichtet sind. „Die strengsten Eltern der Welt“ erreicht nur einen begrenzten Effekt, nur geringe Änderungen des Verhaltens der Teilnehmer. Dafür sind die Teilnehmer zufrieden und glücklich und haben auch während des Programms Spaß gehabt und wurden nie misshandelt.

„Teenager außer Kontrolle“ hingegen erreicht eine völlige Veränderung des Verhaltens. Die verwendeten Methoden sind mehr als fragwürdig, die Bezeichung „Gehirnwäsche“ durchaus passend. Ein Vergleich mit diversen Umerziehungsprogrammen totalitärer Regimes drängt sich geradezu auf. Ich bin mir sicher, dass einige nun sagen werden, dass dies trotzdem in Ordnung sei, schließlich werde den Jugendlichen eine kriminelle Karriere erspart etc. Dem möchte ich energisch widersprechen. Nicht umsonst ist die Würde des Menschen in Deutschland unantastbar, und nicht umsonst ist dies eine absolute Grenze, die nie überschritten werden darf, auch nicht zum langfristigen Wohle des Betroffenen. Die Debatte ist bereits in anderer Form geführt worden, z. B. beim Luftsicherheitsgesetz und beim Fall Daschner (Folter des Entführers zur Rettung einer Geisel), und dort eigentlich abschließend geklärt worden. Ich betrachte diesen Teil der Diskussion daher als abgeschlossen. Egal wie gut die Absichten sind – menschenunwürdige Methoden sind ausnahmslos durch nichts zu rechtfertigen.

Ich werde im Folgenden noch ausführlicher auf die Methoden von „Teenager außer Kontrolle“ eingehen.

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