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Archive for the ‘Kopierschutz’ Category

Geheimes Urheberrechtsabkommen ACTA – eine Übersicht

Auf internationaler Ebene verhandeln Regierungen derzeit an einem neuen, internationalen Urheberrechsabkommen namens ACTA. Die Verhandlungen werden nicht nur vor der Öffentlichkeit, sondern auch vor den Parlamenten geheimgehalten – diese haben nicht mitzureden. Lobbyisten von Urheberrechtsverbänden hingegen haben sehr wohl Zugang und werden auch angehört. Angebliche Offenlegungen im Namen der Transparenz und stellen sich als unvollständig, fehlerhaft oder völlig gefälscht heraus. Regelmäßige Leaks von Teilen des Abkommens zeigen, dass die Geheimhaltung einen guten Grund hat – es sollen wieder einmal die Interessen normaler Nutzer übergangen und die Interessen der Contentmafia durchgesetzt werden. Vorgeblich soll es nur um die Bekämfung kommerzieller Verletzungen von Schutzrechten wie z. B. Produktfälschungen gehen – in Wirklichkeit betreffen die Regelungen jeden.

Die Pläne übertreffen die bisherigen Gesetze bei Weitem, und auch die EU sorgt eher dafür, dass die Regelungen verschärft als gelockert werden. Der meines Wissens nach aktuellste Leak ist die EU-Version vom 1. Juli. Ich fasse hier mal ein paar Punkte zusammen, die deutlich machen, wie der Hase läuft. Das ist nur das, was ich dem Leak entnehmen konnte. Sicherlich habe ich einige gut in Juristensprache versteckte Punkte übersehen. Zudem ist zu befürchten, dass der Leak unvollständig sein könnte!

  • Richter sollen für Schutzrechtsverletzungen Entschädigungszahlungen nach jedem legitimen vom Rechteinhaber vorgeschlagenen Maßstab wie z. B. dem Verkaufspreis festzusetzen.
  • Geräte, bei denen der Verdacht besteht, dass sie für Schutzrechtsverletzungen verwendet werden, sollen auch in Zivilverfahren entschädigungslos beschlagnahmt werden dürfen. Das bezieht sich ausdrücklich auch auf Urheberrechtsverletzungen, nicht nur auf Produktfälschungen.
  • „Grenzmaßnahmen“ wieder ausdrücklich auch gegen Urheberrechtsverletzungen (gemeint ist z. B. das Durchsuchen von Datenträgern) sind vorgesehen, die Mitgliedsstaaten des Abkommens können jedoch Ausnahmen für private Güter einführen – müssen es aber nicht! Würden die Verhandlungsteilnehmer ihre Versprechungen, dass das Abkommen eben nicht die Durchsuchung und Beschlagnahme privater MP3-Player umfassen soll, ernst meinen, hätten sie es reingeschrieben.
  • Ebenso können die Teilnehmerländer davon absehen, die strafrechtlichen Vorgaben des Abkommens auf Verletzungen durch Endkunden anzuwenden. Die beinhalten unter anderen, dass für das Abfilmen von Kinofilmen (auch nur für den Privatgebrauch gedachtes) ein eigener Straftatbestand eingeführt werden soll und bei Schutzrechtsverletzungen eine Beschlagnahme der verwendeten Ausrüstung vorgesehen ist.
  • Der interessanteste Teil ist jedoch der, der sich auf das Internet bezieht. (Die Behauptung, es ginge nur um kommerzielle Produktfälschungen und den Handel mit Raubkopien, wird schon durch die Existenz des Abschnitts, spätestens aber durch den Inhalt, widerlegt.)

  • Nicht näher spezifizierte beschleunigte Abhilfen zur Verhinderung von Schutzrechtsverletzungen und Mittel die eine Abschreckung gegenüber zukünftigen Verletzungen bieten werden gefordert. Three Strikes wird zwar nicht ausdrücklich genannt, es dürfte aber darauf hinauslaufen.
    Eine Regelung, nach der diese Maßnahmen gerecht und angemessen sein müssen, wird nur von drei Delegationen gefordert!
  • Die DMCA-Takedown-Notices, nach denen ein Internetanbieter auf Benachrichtigung durch einen (angeblichen) Rechteinhaber verpflichtet ist, Inhalte zu entfernen, sollen international verpflichtend werden (bzw. die Haftungsbefreiung für fremde Inhalte soll an die Umsetzung eines solchen Verfahrens gekoppelt werden). Immerhin darf die Haftungsbefreiung für die Provider nicht an eine Pflicht zur Vorabkontrolle durch den Provider gekoppelt werden.
  • Diensteanbieter und Rechteinhaber sollen zur Kooperation angehalten werden, um Rechteverletzungen zu vermeiden. Das ist schwammig formuliert, könnte aber dazu führen, dass von Rechteinhabern vorgegebene Richtlinien für Anbieter quasi-verbindlich werden könnten.
  • Das Umgehen von Kopierschutzmaßnahmen und Tools dafür sollen international verboten werden. Eine Vorgabe, dass Kopierschutzmaßnahmen die rechtmäßige Nutzung nicht behindern dürfen, fehlt natürlich.
  • Fazit

    Wäre das Abkommen tatsächlich nur gegen kommerzielle Produktpiraterie gerichtet, hätte man es reingeschrieben. Auch wenn einige sinnvolle Dinge drin sind, würden viele der Punkte eine weitere, maßlose Verschärfung des Urheberrechts bewirken. Neue sowie bereits im deutschen Urheberrecht vorhandene katastrophale Regelungen würden durch ein internationales Abkommen zementiert, die dringend nötige Reform zur Lockerung und Anpassung des Urheberrechts an das 21. Jahrhundert würde massiv erschwert.

    Zudem kann man sich nie sicher sein, ob der Leak korrekt und vor allem vollständig ist, oder ob in Wirklichkeit noch weitere Maßnahmen hinter verschlossenen Türen behandelt werden.

    Die inhaltlichen Probleme sind nur eine Seite des Problems. Ein viel schwerwiegenderes Problem ist die Art und Weise, wie dieses Urheberrechtsabkommen zustande kommt – nämlich unter Ausschluss demokratischer Gremien, dafür mit Beteiligung von Lobbyisten. Es ist zu befürchten, dass so zahlreiche juristische Feinheiten darin versteckt wurden, die erst später ihre schädliche Wirkung auf die Rechte der Nutzer entfalten. Meiner Meinung nach muss daher der gesamte Entwurf verworfen werden und sofern ein solches Abkommen weiterhin gewünscht ist, muss es von Grund auf mit Personen die an den ACTA-Verhandlungen nicht beteiligt waren transparent und öffentlich neu erstellt werden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass beim Urheberrecht nicht nur die Interessen der Rechteinhaber berücksichtigt werden dürfen – auch die Allgemeinheit hat Interessen, nämlich die möglichst freie Nutzung von Werken. Leider hat sie keine so laute und penetrante Lobby. Dennoch muss hier eine gerechte Abwägung getroffen werden, was bisher nie gelungen ist – und dem Entwuf nach mit ACTA sicher nicht gelingen wird. Vielleicht wäre es bei einer Neuverhandlung sinnvoll, zur Abwechslung mal die Lobbyisten an die frische Luft zu setzen.

    Die Piratenpartei hat heute deswegen einen offenen Brief an die EU-Kommision und die Bundesregierung geschickt. Darin werden diese aufgefordert, die ACTA-Verhandlungen endlich offenzulegen, die Geheimhaltung zu begründen, auch die Interessen der Bürger zu berücksichtigen und den weiteren Prozess transparent zu gestalten. Ich erwarte nicht wirklich eine Antwort, aber es wäre schön, wenn auch du den Hinweis auf diesen offenen Brief weiterverbreiten würdest, damit der Druck erhöht wird!

    Es bleibt zu hoffen, dass genug Abgeordnete aufgrund dieser intransparenten Verhandlungen ACTA aus Prinzip ablehnen. Nachdem das SWIFT-Abkommen im zweiten Durchlauf mit einer deutlichen Mehrheit abgesegnet wurde, ohne dass die wichtigsten Kritikpunkte behoben wurden, habe ich aber leider wenig Vertrauen in das Europäische Parlament. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Eine Petition gegen ACTA gibt es unter stopp-acta.info.

Überblick: Aktuelle Petitionen etc.

2009-06-23 4 Kommentare

Hier eine kurze Übersicht, für welche thematisch in den „Piraten“-Bereich passende Aktionen derzeit noch Unterstützer gesucht werden. Ich bitte euch einen kurzen Augenblick eurer Zeit zu Opfern.

Bundestagspetitionen gibt es im Urheberrechtsbereich eine, die  das Umgehen von Kopierschutz/DRM wieder erlaubt sehen möchte (DRINGEND, endet bald!), eine will das Abrechnungsverfahren der GEMA offenlegen (endet heute!) (ist vorbei) und eine gleich die GEMA reformieren. Alles meiner Meinung nach sehr unterstützenswerte Ziele, ebenso wie eine weitere Petition, welche sich gegen ein Verbot von Paintball einsetzt. Da der Server vermutlich wieder mal überlastet sein wird, versucht es bitte bei den weniger dringenden erst in ein paar Tagen wenn es nicht geht, und belastet den Server nicht zusätzlich durch unnötige Aufrufe. Die übrigen Petitionen finden sich in der Übersicht.

Die Piratenpartei braucht außerdem immer noch dringend Unterstützungsunterschriften für die Bundestagswahl, auch für einige Direktkandidaten. Da einige zusätzliche Bundesländer jetzt erst anfangen zu sammeln, müssen diese in kürzester Zeit 2000 Unterschriften zusammenbekommen. Das ist möglich, aber schwierig, also bitte helft mit, auch wenn es eine Briefmarke und 5 Minuten Zeit kostet.

Wenn ich noch etwas übersehen habe, weist mich bitte in den Kommentaren darauf hin, bitte aber nicht auf themenfremde Bundetagspetitionen verweisen.

Kopierschutz stinkt, die Zweite (Heute: Securom, GTA4)

2008-12-06 7 Kommentare

Grand Theft Auto IV (GTA 4), das neuste Spiel aus der sehr erfolgreichen GTA-Serie, wurde vielfach als supertolles Spiel gefeiert und alle haben sich darauf gefreut, dass es endlich rauskam. Doch kaum laufen die Fans in die Läden und kaufen sich für teures Geld (ca. 50 EUR) das Spiel, tragen stolz die GTA-Packung nach Hause und freuen sich schon darauf, es zu spielen, stürmen die Fans sämtliche Foren: Bei einem bedeutenden Teil der Spieler läuft das Spiel nicht. Und wieder mal ist wohl der Kopierschutz schuld, wieder SecuROM.

Um es deutlich zu machen: Ein ansonsten wohl problemlos funktionierendes, großes, bekanntes Spiel, wird vermutlich durch den Kopierschutz SecuROM unbrauchbar. Kaum ein Spiel wurde von den Fans so heiß erwartet wie GTA 4, und jetzt so eine unnötige Enttäuschung. Die ganzen „Raubkopierer“ freuen sich natürlich, denn überraschend schnell scheint SecuROM geknackt worden zu sein, sodass wieder mal nur die ehrlichen GTA-Käufer betroffen sind. Viele Cracks sollen nicht funktionieren, weil sie an den späteren Stufen scheitern, die das Spiel „kreativ“ unspielbar machen, aber es soll auch funktionierende geben. Bei vielen Spielern die GTA gekauft haben startet das Spiel aber nicht (laut Gerüchten kommt SecuROM mit einigen Grafikkarten nicht klar, weil da irgendeine Abfrage nicht den erwarteten Wert liefert), und außerdem geht das Gerücht um, dass die geknackten, SecuROM-freien Versionen deutlich schneller laufen als die legalen Original-GTA-Versionen. (Unbestätigtes Foren-Gerücht niedrigster Sorte,  aber leider denkbar.)

SecuROM hat in der Vergangenheit bereits zu widerlichen Problemen geführt und installierte sich zumindest damals recht „großzügig“. Zumindest habe ich auf einem Screenshot gesehen, dass bei der GTA-Installation darauf hingewiesen wird, dass SecuROM installiert wird. Allerdings muss man außer SecuROM noch eine Reihe weiterer Produkte installieren und aktivieren, bevor man GTA endlich spielen kann. Inwieweit die etwas mit Kopierschutz bzw. DRM zu tun haben weiß ich nicht und will es glaube ich gar nicht wissen. So oder so ist es eine Sauerei, wenn es ein Teil eines Kopierschutzes ist sogar eine völlig unnötige. Abgesehen davon wird auch die beliebte Online-Aktivierung eingesetzt, aber zumindest in einer vergleichsweise harmlosen Variante die nicht die Anzahl der Installationen beschränkt wie bei Spore.

Zum Glück habe ich keine Zeit zum Spielen, sonst würde ich mich wohl noch deultlich mehr darüber aufregen. Wenigstens nehmen deutsche Geschäfte GTA (und andere Spiele) scheinbar meist problemlos zurück (wozu sie auch verpflichtet sein dürften, wenn ein Spiel nicht läuft, egal ob es an SecuROM oder schlampiger Programmierarbeit liegt). Valves Online-Plattform Steam, welche durch das DRM das Spiel sogar problemloser zurücknehmen könnte, stellt sich allerdings quer und weigert sich bei GTA 4 genaso wie bei anderen Spielen, das Geld zurückzuerstatten.

Ich wünsche jedenfalls den Spielern viel Glück dabei, ihr Geld zurückzubekommen, und allen Verantwortlichen (dürften wohl Rockstar und/oder TakeTwo sein) einen möglichst großen Verlust durch diese Aktion. Denn wieder einmal ist durch einen Versuch, „Raubkopierer“ loszuwerden, den zahlenden Kunden sinnlos geschadet worden. Es wäre zwar schade, wenn Rockstar Entertainment (der Hersteller von GTA 4), eine eigentlich gute Spieleschmiede, daran pleite gehen würde, aber andererseits wäre es ein dringend nötiges abschreckendes Beispiel für andere. Spore hat ja wohl nicht gereicht. (Ebenfalls mit SecuROM, die Verkäufe blieben wegen Problemen mit dem Kopierschutz weit hinter den Erwartungen zurück, die „Raubkopierer“-quote war weit höher als sonst.)

Bisher war ich mir nicht sicher, ob der Kopierschutz mehr potentielle „Raubkopierer“ zu geldbringenden Kunden macht, als er geldbringende Kunden abschreckt. Auch wenn natürlich nicht klar ist, wie es bei GTA 4 ausgehen wird, bei Spore war der Fall recht eindeutig, und da hat der Kopierschutz noch nicht direkt Probleme gemacht (er hat dafür die Käufer quasi zu Mietern gemacht, die das Spiel so lange nutzen können wie es dem Hersteller gefällt). Ich denke, GTA wird es nicht besser ergehen, zumal in vielen Foren schon Spieler angedeutet haben, das Spiel zurückzugeben und sich stattdessen lieber eine SecuROM-freie Version zu „besorgen“. Allein die Tatsache, dass es auch eine (funktionierende) Konsolenversion gibt, könnte die Situation retten. Dennoch wird es dem Umsatz sicher nicht gut tun, und inzwischen bin ich mir recht sicher dass der Kopierschutz mehr zahlende Kunden abschreckt als Käufer generiert. Er wird zwar vielleicht mehr illegale Kopien verhindern als er Käufer abschreckt, aber von „nicht kopierten“ Spielen kann sich der Hersteller nichts kaufen, es zählen nur die zusätzlichen Verkäufe. Und bei weitem nicht jeder, der das Spiel nicht (sofort und einfach) kopieren kann, rennt in den Laden und kauft es.

Ebenfalls hoffe ich übrigens, dass Rockstar von SecuROM angemessenen Schadenersatz fordert und bekommt. Das könnte nämlich eine weitere unsägliche Art von Kopierschutz vom Markt verschwinden lassen und auch den Herstellern anderer Kopierschutzarten eine Lehre sein. Bisher habe ich schon bei StarForce beobachtet, wie der Kopierschutz immer restriktiver und bei den Spieleherstellern beliebter wurde, bis plötzlich keiner mehr die Spiele mit StarForce kaufen wollte und damit auch der Kopierschutz Geschichte war. Ich bezweifle, dass es SecuROM anders gehen wird.

Viel Spaß mit SecuROM wünsche ich aber den überzeugten Leuten, die behaupten wollen, dass das nur wegen der ganzen „Raubkopierer“ passiert sei. Inzwischen bin ich überzeugt, dass doch der Teil der Forentrolle recht hat, der der Meinung ist, Kopierschutz (insbesondere SecuROM) fördere illegale Kopien mehr als umgekehrt illegale Kopien Kopierschutz fördern. Kopierschutz wird vermutlich oft ohne vorher sachlich zu überlegen drübergebügelt (oder man geht vom Optimalfall aus dem Marketinggebrabbel der Kopierschutzhersteller aus), einfach weil es illegale Kopien gab, gibt und geben wird und man irgendwas dagegen tun will. Und dann tut mal halt irgendwas, egal was.

Kopierschutz stinkt (SecuROM bei Overlord)

2008-06-29 3 Kommentare

Ich habe mir gestern die Demo von einem Computerspiel namens Overlord heruntergeladen, welches von Codemasters herausgegeben wird. Selbst diese Demo ist jedoch mit einem Kopierschutz namens SecuROM versehen. (Nachdem StarForce so weit verschärft wurde und einen derart schlechten Ruf bekam, dass die Käufer mit StarForce geschützte Produkte boykottierten, sind die Hersteller wohl auf SecuROM umgeschwenkt. Der Hersteller SecuROM aber offenbar StarForce immer ähnlicher gemacht.) Dieser Kopierschutz verweigerte bei mir den Start – „Ein benötigtes Sicherheitsmodul kann nicht aktiviert werden.

Es war also wieder einmal allein ein Kopierschutz daran Schuld, dass ein legal erworbenes Spiel (wer es überlesen hat: Es war eine frei verfügbare Demoversion!) Probleme macht. Ein Link in der ansonsten nichtssagenden Fehlermeldung („Dieses Programm kann nicht gestartet werden (5024)“) klärt auf:

SecuROM™ has determined that a Process Explorer program is running in the background.

Das ganze gibt es noch in der Variante „some File Monitor program“ und noch vielen vielen anderen. Interessant daran war, dass ich die entsprechenden Programme längst beendet hatte. (Wie ich später erfuhr, bleiben dabei wohl Treiber im Speicher zurück.) Erst nach einem kompletten Systemneustart lief das Spiel dann endlich.

Die Fehlermeldungsseiten sind durchnummeriert, und so kann man sich auch andere Fehlermeldungen anschauen. Besonders interessant ist zum Beispiel Nummer 7001, „an emulation tool has modified your PC settings“. Wenn ich einen Emulator installiere, dann darf der Sachen verändern, im Gegensatz zu irgendeinem Kopierschutztreiber, den ich nicht haben will und dessen Installation ich nicht zugestimmt habe. Als „Lösung“ wird vorgeschlagen, manuell in der Registry bestimmte Einträge zu löschen, „um das Problem mit dem Start des Spieles zu lösen“, wobei betont wird, dass die modifizierten Einträge nicht durch SecuROM verursacht wurden, und man keine Verantwortung für Schäden übernimmt, die durch befolgen der Anleitung entstehen. Das „Problem mit dem Start des Spieles“ ist natürlich auf den Kopierschutz zurückzuführen, und zwar ausschließlich, weil die geänderten Einstellungen das Spiel sicherlich nicht beeinträchtigen.

Anonsten darf man sich zwecks Fehlerbehebung gerne an den SecuROM Support wenden. Dazu lässt man das Programm eine Analyse erstellen, welche man dann an SecuROM schicken soll. Die Analysedatei soll keinerlei persönliche Daten enthalten. Nachprüfbar ist es leider nicht, da die Datei irgendwie kodiert ist, aber in der üppigen Größe von 256 KB (ein viertel Megabyte!) könnte man problemlos alle interessanten Infos unterbringen. Und was zu persönlichen Daten zählt, ist Einstellungssache. Unter Umständen verraten ja auch Prozessnamen schon einiges, und zumindest die E-Mail-Adresse hat SecuROM ja auch (durch die Anfrage).

Diese Probleme sind umso ärgerlicher, wenn einem bewusst wird, dass sie nur durch den zusätzlichen, unnötigen Kopierschutz entstehen. Ohne Kopierschutz würde das Spiel problemlos laufen. Das dürfte auch auf die sicherlich schon existierenden geknackten Versionen zutreffen, wieder einmal sind ehrliche Käufer die Verarschten.

Mein Rechner wird normalerweise nur alle ein bis zwei Wochen wirklich neu gestartet (wofür gibt es den „Ruhezustand“ aka Suspend to Disk), und Tools wie Filemon und ProcExp nutze ich fast jeden Tag, zum Beispiel um von irgendwelchen Prozessen benutzte Dateien zu entsperren oder festzustellen, welches Programm gerade intensiv meine Festplatte zumüllt (und ihm dann ausschließlich die eine Datei wegzunehmen). Wie sich einige vielleicht schon denken können, kenne ich nun ein Spiel, welches ich mir sicherlich nicht kaufen werde, auch wenn es sonst ganz nett aussieht.

Ich bezweifle, dass auf der Packung des Spieles steht, dass das Spiel nur benutzt werden kann, wenn man Emulatoren deinstalliert, seinen Rechner genau nach Vorgaben des Herstellers einrichtet und auf sämtliche Debuggingtools verzichtet. Ich bezweifle also, dass Käufer so einer Einschränkung wirksam zustimmen. So wie ich das sehe, dürfte es sich um einen Sachmangel handeln, der eine Rückgabe des Spiels (auch nach Öffnen der Verpackung!) erlauben würde (aber ich bin kein Anwalt).

Da ich schon befürchtet habe, dass ein Kopierschutztreiber mitinstalliert werden könnte, las ich die EULAs besonders aufmerksam. Unabhängig davon, ob diese überhaupt nach deutschem Recht wirksam sind (bei Demoversionen könnte das im Gegensatz zu Verkaufsversionen der Fall sein), bezweifel ich stark die Zulässigkeit von Klauseln wie dieser:

Angesichts des dauerhaften Schadens, der Codemasters bei unzulänglicher Durchsetzung der Bedingungen dieser Vereinbarung entstünde, stimmen Sie der Berechtigung von Codemasters zu, auch ohne Kaution, sonstige Sicherheiten oder Nachweis erlittenen Schadens Wiedergutmachung in Bezug auf Verletzungen der Vereinbarung zu fordern, die über die Mittel hinausgehen können, die Codemasters unter der anwendbaren Rechtsprechung zustehen.

Wenn ich es richtig verstehe, räumt sich Codemasters das Recht ein, bei Verstößen gegen den „Vertrag“ völlig beliebige „Schadensersatzansprüche“ geltend zu machen, und zwar unabhängig davon, was denen überhaupt zusteht. Naja, in Großbritannien, wo der Gerichtsstand sein soll, ist ja so einiges möglich. Ob aber so eine Gerichtsstandsvereinbarung gegenüber Privatpersonen zulässig ist, wage ich anzuzweifeln. Zur Installation eines Kopierschutzes fand ich jedoch nichts, habe also nicht zugestimmt.

Ich habe keine Ahnung, ob und was für Treiber ohne meine Zustimmung auf meinem System installiert wurden und wie ich sie wieder wegbekomme. Laut dem nach Spielende gestarteten Process Explorer lief die eigentlich beendete Overlord.exe immer noch, und kurz danach hat sich mein halbes Windows aufgehängt, nachdem beim Zugriff auf meine mit ext2 formatierte und per Spezialtreiber eingebundene externe Platte wohl was schiefgegangen ist. Kann natürlich reiner Zufall sein (erlebt hatte ich sowas bisher nicht), könnte aber auch mit dem gerade frisch installierten Kopierschutz zusammenhängen. Und während ich den Ext2-Treiber manuell installiert habe und er sich auf meinem Rechner aufhalten darf, trifft das auf SecuROM-Treiber nicht zu. Wenn es also eine Inkompatibilität gibt, liegt die volle Schuld dafür bei SecuROM und SecuROM allein. Der Ext2-Treiber war vor SecuROM da.

UPDATE: Ein Leser hat in einem Kommentar darauf hingewiesen, dass der Kopierschutz auch noch eine Shell Extension installiert, die in bestimmten Fällen den Explorer zum Absturz bringt. Vermutlich dient die dazu, bei kopiergeschützten Spielen zusätliche Einträge im Kontextmenü anzuzeigen. Da ich darauf nicht besonders Wert lege (im Gegensatz zu einem sauberen, schnellen und stabilen System), habe ich die Dateien (Plural, es gab nämlich noch eine zweite Version, „CmdLineExt03.dll“) entfernt, und um eine Neuinstallation zu erschweren einen gleichnamigen Ordner angelegt (und noch ein wenig die Registry aufgeräumt). Mal schauen ob es hilft. Interessant ist, wie sich selbst dieses eigentlich nicht sicherheitskritische Modul mit einem unauffälligen Namen getarnt wird, statt offen und ehrlich „SecuROMContextMenu.dll“ oder so zu nehmen.

Über den Wert von Kopien

2008-02-07 3 Kommentare

Illegale Kopien werden als „Diebstahl geistigen Eigentums“ angesehen und oft mit einem normalen Ladendiebstahl verglichen. Dabei wird allerdings gerne ein entscheidender Unterschied übersehen: Bei einem Ladendiebstahl erleidet der Verkäufer einen direkten Verlust, die Ware steht ihm nicht mehr zur Verfügung, und obwohl der Dieb einen Nutzen hat, entsteht dadurch keine neue Ware. Bei „Diebstahl von geistigem Eigentum“ hingegen wird eine Kopie erstellt. Der „Eigentümer“ hat sein Eigentum immer noch, der Dieb aber auch: Durch die Anfertigung von Kopien von Wissen wird das Wissen vermehrt. Mehr Menschen haben Zugang zu dem Wissen, und zwar ohne besonders großen materiellen Aufwand. Diese Eigenschaft von Informationen ist eine große Chance, da sich dadurch die Menschheit gut weiterentwickeln kann. Um das an einem Beispiel festzumachen: wenn z. B. ein Programm einer möglichst breiten Masse zur Verfügung steht, haben diese Menschen dadurch mehr Möglichkeiten bzw. können eine bestimmte Tätigkeit in kürzerer Zeit erledigen – das einzige Problem ist die dabei entfallende Vergütung des Urhebers.

Diese angenehme Eigenschaft von Wissen ist bereits seit langem bekannt. Aus diesem Grund wurden Bibliotheken eingerichtet. Über diese kann jeder sich weitgehend freien und kostenlosen Zugang zu Wissen verschaffen. Die Notwendigkeit von Bibliotheken basiert darauf, dass früher Wissen nur mit Hilfe von Büchern effektiv überliefert werden konnte, und Bücher waren in der Herstellung teuer. Heutzutage, in den Zeiten von Internetverbindungen, die in einer Sekunde den Inhalt eines Buches übertragen können, in den Zeiten, wo auf eine in die Hosentasche passende Festplatte der Inhalt mehrerer Tausend Bücher abgelegt werden kann, kostet die Vervielfältigung von Büchern, Musik, Filmen und sonstigen Werken nahezu nichts mehr. Leider wird dies derzeit mehr als Gefahr denn als Chance gesehen.

Dabei könnte man das jahrhundertealte Prinzip der Wissensverbreitung durch Bibliotheken heutzutage viel effektiver umsetzen: Ausleihen aus Bibliotheken sind zeitlich begrenzt, weil die Herstellung und Lagerung der Informationsträger (Bücher) teuer ist und deren Anzahl dadurch beschränkt. Damit viele Menschen die Informationen nutzen können, müssen sie sich abwechseln. Wenn man nun die Ausleihe aus einer Bibliothek durch eine Kopie ersetzen würde, würde der Aufwand mit der Verwaltung der Ausleihen wegfallen, und „Ausleihen“ wären zeitlich unbeschränkt möglich. Andererseits wären sie aber nicht nötig: Solange das Wissen über das Internet jederzeit abrufbar wäre, müsste es noch nicht einmal überall vorgehalten werden, sondern könnte jederzeit bei Bedarf neu abgerufen werden. Die Kapazitäten sind da, die Netzwerke (eMule, Bittorrent) zur Verteilung sind da – wie man übrigens schön sehen kann, komplett von selbst entstanden. Technisch wäre diese Lösung innerhalb von wenigen Tagen zu realisieren. Stattdessen wird die Verbreitung und auch die legale Nutzung durch Kopierschutz und DRM erschwert, wo es nur möglich ist.

Es gibt dennoch Argumente, das Verfahren der freien Verteilung nicht unbeschränkt zu erlauben: Wenn jeder sämtlichen Content kopieren würde, statt ihn zu „kaufen“, würden die Urheber keinerlei Vergütung erhalten, und somit wäre in vielen Fällen der Anreiz weg, neuen Content zu schaffen – wird zumindest oft behauptet. Dieses Problem ist tief im System der freien Marktwirtschaft verankert, und es zu beheben dürfte schwierig bis unmöglich sein.

Dennoch sollte bedacht werden, dass ein Schaden nur entsteht, wenn jemand ein Werk kopiert, der es sonst gekauft hätte – was aber in den meisten Fällen nicht der Fall ist, ja nicht einmal sein kann, da die wenigsten Menschen, die sich zahlreiche Filme oder sogar komerzielle Programme aus dem Internet laden, es sich leisten könnten, all diese Programme zu kaufen. Wenn man jedoch diese Kopien zulassen wollte, müsste man eine Unterscheidung machen, die zu treffen kaum möglich ist: Wer würde sich dieses Werk kaufen, und wer nicht? Außerdem wäre ein solches Prinzip selbstverständlich absolut nicht in das System der Marktwirtschaft einzubinden, denn dort gilt, wer sich etwas nicht leisten kann, bekommt es nicht, selbst wenn es ohne Probleme möglich wäre.

Soweit die Theorie.

Bei einer Ausleihe aus Bibliotheken bekommen die Urheber zwar eine Vergütung – diese ist aber nicht besonders hoch. Dennoch habe bisher nicht feststellen können, dass Bibliotheken als Böse angesehen würden, ebensowenig haben sie dazu geführt, dass keine Bücher mehr geschrieben werden. Ihr Ziel – günstige Verbreitung von Wissen – ist mit Kopien deutlich einfacher und billiger zu erreichen. Insbesondere problematisch finde ich, dass die Urheber über die Verwertungsgesellschaften sogar eine Vergütung für eventuelle Kopien bekommen, nämlich über die Leermedienabgabe – und das obwohl sie gegen diese Verbreitung vorgehen!

Auffällig wird jedoch, dass oft nicht die Urheber gegen eine Verbreitung ihrer Werke kämpfen, sondern die Vertreter der einzelnen Zweige der Contentindustrie. Diese haben mit verschiedenen Mitteln die Urheber und Künstler von sich abhängig gemacht oder ihnen zumindest dieses Eindruck vermittelt. Darunter leiden nicht nur diejenigen, die die Werke nutzen möchten, sondern auch die Künstler selbst. Von dem Geld, was durch den Verkauf von Büchern, CDs und Konzerttickets eingenommen wird, sehen sie oft nur wenig oder gar nichts. Vieles geht für Werbung, den Vertrieb oder aber den Gewinn der Vertreter der Contentindustrie ab. Durch einen Direktvertrieb würden diese Kosten wegfallen.

Ein weiterer Teil sind die Produktionskosten. Besonders auffällig sind diese bei Filmen – die Effekte, das Verbrauchsmaterial, die Kulissen – all das verschlingt Geld. Auch die Produktion von Musik ist nicht günstig – ein aufwändiges Tonstudio ist nötig. Diese Kosten müssen irgendwie gedeckt werden. Auf freiwilligen Spenden basierende Systeme funktionieren oft nicht ausreichend. Jedes Abrechnungssystem verursacht aber seinerseits wiederum Kosten, außerdem wird dann versucht, eine Umgehung des Systems zu verhindern. Das sind die Mittel der Marktwirtschaft. Diese dienen als Hilfsmittel, um die genannten Probleme zu lösen – sie sind aber alles andere als ideal, da sie nie für leicht reproduzierbare Werke gedacht waren.

Das Problem ist, dass die Hilfsmittel sich inzwischen zu einem eigenständigen Monstrum in Form der Contentindustrie entwickelt haben, welches eine imense Macht besitzt und sie einsetzt, um die eigenen Interessen zu vertreten. Das Hilfsmittel hat sich selbst zum Selbstzweck gemacht. Genauso wie durch die Heilung eines gebrochenen Beines die Krücke unnötig wird, würde durch eine alternative, bessere Lösung von Urheberrechten die Contentindustrie unnötig werden – und daher versucht sie, Alternativen mit aller Kraft zu verhindern. Man stelle sich vor, die Krücke beißt sich am Bein fest und lässt nicht mehr los – und das schlimmste: Sie ist kräftig genug, dass man sie da ohne Weiteres nicht mehr weg bekommt.

Das unpassende Gleichnis, welches die Vervielfältigung von Werken mit Diebstahl gleichsetzt, stammt mitnichten von den Urhebern, also denjenigen, denen man das „geistige Eigentum“ zusprechen müsste. Vielmehr wurde es von der Contentindustrie erfunden, die sich – zu Recht – am Stärksten dadurch bedroht fühlt. Seltsam, dass nicht die „Eigentümer“ sich über den Diebstahl beschweren, sondern die Parasiten, die sich von ihnen ernähren.

Der Politik ist aber nicht allein die Schuld daran zu geben, dass die Interessen dieser Parasiten meist auch noch im Gesetz stehen. Vor allem bei Nachrichten wie „Kulturminister hören sich die Sorgen der Musikindustrie an“ wird es deutlich:
Die Interessen der Bürger werden gegenüber denen der Contentindustrie vernachlässigt, weil diese einfach keine Stimme haben. Wenn bei einem Politiker ständig die Lobbyisten der Contentindustrie von ihren Sorgen erzählen, während die Gegenposition nie an die Politiker herangebracht wird – wen wundert es, dass nur die Position der Contentindustrie am Ende bei neuen Gesetzen berücksichtigt wird? Die Politiker machen das vermutlich nicht, weil sie geschmiert werden, sondern weil sie es einfach nicht besser wissen, da ihnen die Gegenposition noch nicht zu Ohren gekommen ist.

Das eigentliche Problem liegt meiner Meinung nach darin, dass die Bevölkerung bzw. der engagierte Teil der Bevölkerung zu wenig organisiert ist und nicht offensiv genug an die Politik herangeht. Nur durch starke Organisation und gezielten Lobbyismus schafft es die Contentindustrie, die nur eine unbedeutende Minderheit ist, ihre Interessen gegen die der Mehrheit durchzusetzen. Eigentlich wäre es im genannten Fall nötig gewesen, dass am nächsten Tag neben der alten Nachricht eine neue steht: „Politiker hören sich die Sorgen der Konsumentenvertreter an“. Wenn das oft und effektiv genug passieren würde, dürften auch wieder vernünftigere Gesetze entstehen. Die Mehrheit braucht eine Lobby.

Die Grünen Parteien auf EU-Ebene haben bereits verstanden, dass Diebstahl und Kopien nicht das gleiche sind und die Urheberrechtsgesetze nicht dem Schutz der Urheberm sondern der parasitären Contentindustrie dienen, und sie bringen es in ihrer Kampange „I wouldn’t steal“ auch gut rüber. Jetzt müssen „nur“ noch die anderen 95% der Politiker überzeugt werden.

Fertige Lösungen habe ich auch nicht. Nur viele Gedanken.
Jan Schejbal, 2008 in einem Blogeintrag ;-)

Mischmasch 9 – Wochenrückblick

Eine Woche lang hat sich der Kram bei mir gestapelt, jetzt wird gebloggt. Daher ist es „etwas“ mehr als sonst.

Bush verbietet Folter – was eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist erst jetzt offizielle Vorschrift. Die Wirkung dürfte aber leider gegen Null tendieren. Denn bisher wurde ja auch niemand gefoltert, nur „intensiv befragt“. Und nur Folter wird verboten…

Eine Panne bei Providern sorgt für unerwünschte Verbindungen – Der Heise-Verlag hat angekündigt, darüber genauer zu berichten, doch bevor ein offizieller Artikel zur Verfügung stand, berichteten andere Newssites wie Golem und de.internet.com bereits ungenau. Das führte zu jeder Menge Diskussionen, das sei doch ganz normal, dazu sei das Internet da und so weiter. Also, soweit ich das verstanden habe: Das Besondere war, dass a) die Verbindung auch ohne Einwahl bestand, also bei getrennter DSL-(PPPoE-)Verbindung Daten ausgetauscht werden konnten und b) Broadcasts durchgingen und somit auch „Normaluser“ den Fehler bemerkten und auf fremde Windowsfreigaben zugreifen konnten. a) ist natürlich ärgerlich und auch für etwas versiertere Menschen eventuell überraschend, b) ist die Aufregung nicht wert. Denn auch ohne Broadcasts sind Scans möglich, und schon kann auch auf jede Freigabe zugegriffen werden – es ist nur nicht so offensichtlich. Wer sowas nicht will, soll eben keine Netzwerkfreigaben ins Internet stellen. „Online-Durchsuchungen“ über solche Freigaben würde ich nämlich nicht mehr unbedingt ablehnen – diese Dateien sind dann nämlich wirklich „Teil des Internets“, weil sie von den Leuten selbst freigegeben wurden (wenn auch vermutlich nicht absichtlich).

Die US-Armee sammelt im Irak willkürlich Fingerabdrücke – während in westlichen Ländern sich die Bürger sowas von der eigenen Regierung meist (leider) gefallen lassen, dürfte es die Beliebtheit der amerikanischen Besatzer nicht gerade fördern, und die Iraker lassen sich sowas wohl nicht so widerstandslos gefallen. Unter Umständen erwischen die Amerikaner also ein paar Terroristen, ärgern aber weit mehr Bürger so sehr, dass diese zu Terroristen werden. Ich warte auf die erste Nachricht „Fingerabdruck-Sammeltrupp bekommt Kugeln statt Abdrücke“.

Disney will ein neues, tolles CD-Format anbieten – mit zusätzlichen digitalen Informationen auf der Disk. Diese ersetzen aber ein Booklet und im Sinne des Umweltschutzes (klaaar) ist die Verpackung jetzt recyclebar. Also billige Pappbox statt Jewelcase. Ich gehe eher davon aus, dass Kosten gespart werden sollen, denn Pappe dürfte billiger sein und Kopien von digitalem Content kosten nix, der Druck von Booklets schon. Und wenn die Kauf-CDs dann unter dem Niveau von billigen Heftbeilagen-Werbedisks angekommen sind (mir wurde vor zirka einem Jahr unerwünscht eine Werbe-DVD zugeschickt, deren Verpackung wohl besser war als die neue Disney-Verpackung!), dann beschwert sich Disney, dass wegen der bösen Raubkopierer keiner mehr die CDs kauft. Auf die Idee, dass es daran liegen könnte, dass die Disks nicht nur meist Müll enthalten, sondern auch noch entsprechend verpackt sind, kommt wohl wieder keiner. Es fehlt nur noch die Ankündigung, dass ein neuer Kopierschutz in diesen Disks steckt. Ich wette, die wurde in der Nachricht nur vergessen, oder der Kopierschutz soll geheimgehalten werden, weil er sonst wieder wegen Trojaner-Eigenschaften verboten wird.

Die US-Regierung regt sich auf, dass der Iran einige gefangene Amerikaner im Fernsehen vorführt – aber sie hat nichts dagegen, dass in den USA ganz offiziell von staatlicher Seite aus Pädophile an den Pranger gestellt werden, und zwar im Fernsehen, im Internet, auf Plakaten etc.

Die EU-Generalbundesanwältin empfiehlt: Filesharer-Daten nicht weitergeben – Dies wird vom Gericht wohl auch übernommen, und würde dann bedeuten, dass die Contentindustrie kein Recht auf Herausgabe der Identität eines Filesharers hat. Nationale Gesetze können Ausnahmen vorsehen, aber dies ist keine Pflicht, die Politik kann sich also nicht darauf berufen, dass die EU das so vorschreibt! Die momentane Rechtslage in Deutschland verbietet eine Herausgabe im Zivilverfahren, daher erstattet die Contentindustrie hierzulande Strafanzeige und holt sich die Daten dann per Akteneinsicht. Auf diese Praxis hat die Empfehlung keinen Einfluss. Allerdings wird überlegt, dies bei Einführung der Vorratsdatenspeicherung zu ändern. Dafür kann die Empfehlung, Filesharerdaten nicht weiterzugeben, zwar Einfluss nehmen, sie sagt aber noch nicht aus, dass eine solche Regelung verboten sei. Die Empfehlung schreibt weder eine Weitergabe noch eine Nicht-Weitergabe vor, sie sagt lediglich, dass beide Varianten in der nationalen Gesetzgebung zulässig sind.

Die Mängelliste des AKW Brunsbüttel wurde veröffentlicht – dazu wurde gerne gesagt, dass es über 700 Mängel sind. Was jedoch vergessen wird, ist, dass die Mängel in Schweregrade eingeteilt sind (siehe Seite 3 des Dokumentes). Keiner der Mängel ist in die höchste Stufe (Sicherheitstechnisches Defizit – umgehend zu beseitigen) eingestuft! Bei allen Mängeln handelt es sich also um fehlende Nachweise oder mangelhafte Dokumentation. Das sollte zwar auch nicht vorkommen, aber es ist weniger schlimm als das, woran ein normaler Mensch wohl bei „Mängeln“ denkt. (Da denkt man wohl eher an Löcher in Leitungen etc.) UPDATE: Die Mängel sind vielleicht weniger schlimm – es können aber auch natürlich welche übersehen worden sein. Offenbar ist es schon mehrfach zu kleineren Wasserstoffexplosionen gekommen (nicht gut, Wasserstoffexplosionen sind das, was Kernkraftwerke zerlegt, ein Kernkraftwerk explodiert nicht wie eine Atombombe, sondern „nur“ wie eine „Schmutzige Bombe„, meist aufgrund von Wasserstoff. Dieser war auch zumindest für einen Teil des Schadens in Tschernobyl verantwortlich.)

Zwar befürchten immer mehr Menschen, dass Schäuble einen Überwachungsstaat schafft – aber wenn 55% der Bürger (es gibt auch eine repräsentative Umfrage mit ähnlichen Werten) dies befürchten oder die Ideen ablehnen, heißt es, dass 45% das in Ordnung finden. Besonders erschreckend fand ich das bei Schäubles Erschießungsvorschlägen. Da wurde zwar erwähnt, dass die Mehrheit das ablehnt, dass aber viele (viel zu viele, es waren über 30%) derartig offensichtliche Verstöße gegen sämtliche Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit vollkommen in Ordnung finden, wurde vergessen. Ich finde die Zahlen alles andere als beruhigend.

Schäuble will eigene Gesetze für das Internet – eigentlich sehr ähnlich zu einer Idee, die ich hatte, nämlich das Internet als eigenes Land mit eigenen Gesetzen, Gerichten etc. zu behandeln (ich habe sie noch nicht gepostet, da ich weder genug Zeit hatte, noch die Idee ausgereift und auf mögliche Fehler überprüft war – vielleicht kommt noch was). Die Idee an sich ist nicht schlecht. Nur ist leider klar, das Schäuble damit nix gutes vorhat. Je mehr er das Internet loslöst, desto mehr momentan klar gesetzwidrige Dinge kann er dann erlauben. Die Aussage von Schäuble

Wenn wir uns jetzt als zukunftsfähige Informationsgesellschaft aufstellen wollen, benötigen wir Gesetze, die Freiheit und Rechtsstaatlichkeit auch im virtuellen Raum herstellen

ist zwar völlig richtig – aber ich glaube Schäuble nicht, dass er das will – denn „Freiheit“ und „Rechtsstaatlichkeit“ sind nun wirklich keine erkennbaren Ziele seiner Politik.

Und zu guter Letzt: Die Piratenpartei Hessen bittet um Unterstützungsunterschriften hessischer Wahlberechtigter, um bei der hessischen Landtagswahl antreten zu können. Dazu muss lediglich ein Formular ausgedruckt, ausgefüllt und per Post eingeschickt werden. Weitere Infos und das Formular gibt es auf der Seite der Piratenpartei.

Mischmasch 5 – Sicherheitswahn ohne Ende

Ich war ne Woche weg und weiß nicht, wie viel Unsinn von Schäuble und Co ich dabei verpasst hab. Aber das, was ich danach noch zu Gesicht bekommen hab, reicht, um in meinem Firefox sieben Zeilen offener Tabs und 50% CPU-Last zu haben. Und für zwei Tage Schreibarbeit. Zunächst einmal kurz drei nicht-Sicherheitswahn-Dinge:

Im Blog „Besitzstandwahrer“ findet sich eine zwar ein wenig polemische, aber dennoch gute und zum Nachdenken anregende Auflistung, welche Änderungen im Bereich Wirtschafts- und Sozialpolitik es gab. Dabei wird gegenübergestellt, wie Arbeitnehmer zunehmend be- und die Wirtschaft zunehmend entlastet wurde.

Einige Unternehmen und Verbände der US-Contentindustrie haben sich zu einer sogeannten „Copyright Alliance“ zusammengeschlossen. Diese soll natürlich dazu dienen, die Interessen der Contentindustrie durchzusetzen und in Gesetze zu gießen. Zusätzlich sollen leicht beeinflussbare Jugendliche mit Propagandamaterial versorgt werden, vermutlich um sie dann als Informanten oder zumindest Unterstützer zu gewinnen, da inzwischen wohl auch die Contentindustrie gemerkt hat, dass sie ganz alleine nicht gegen die gesamte Bevölkerung ankommt. Hoffentlich wird genung Gegenöffentlichkeit entstehen, um auf das Problem aufmerksam zu machen, die Verbreitung des Propagandamaterials zu verhindern und dafür zu sorgen, dass Politiker den Willen der Bevölkerung und nicht den von Lobbyisten vertreten. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber ich wünsche den Amis viel Glück, und falls sie es nicht schaffen, viel Spaß…

Der CDU-Politiker Geißler wird von Parteikollegen unter Druck gesetzt, weil er aus Protest gegen die Repression beim G8-Gipfel attac beigetreten ist. Hier sieht man schön, wie es innerhalb der CDU akzeptiert wird, wenn ein Politiker wirklich nach seinem eigenen Gewissen entscheidet. Sehr demokratisch. Die Begründung, dass das freie Demonstrationsrecht vom Grundgesetz garantiert werde und dafür attac nicht nötig sei, ist blanker Hohn: Genau dieses Demonstrationsrecht wird zurzeit – nicht gerade gegen den Willen der CDU – beschränkt, wo es nur geht – selbst wenn es gegen das Grundgesetz verstößt.

Im Lawblog gibt es ein Video zu sehen, auf dem Merkel eine Totalüberwachung fordert, insbesondere, um Kleindelikte wie Falschparken etc. zu verfolgen – und zwar fordert sie, dass es ohne Diskussionen eingeführt wird. Das Video soll echt sein. Ich frage mich echt, was sie sich dabei gedacht hat bzw. ob sie sich etwas dabei gedacht hat, aber ich denke der Begriff „Freiheitlich-demokratische Grundordnung“ sind ihr wohl dabei nicht eingefallen.

Der in den USA kritisierte Fluggastdatenzugriff ist jetzt offenbar in Deutschland geplant. Der unzureichend ausgestattete Zoll soll auf die Passagierdaten der Fluggesellschaften zugreifen dürfen – was genau damit gemeint ist, ist unklar, aber datenschutztechnisch korrekt wird es wohl nicht sein. Denn wenn heutzutage auf Daten zugegriffen wird, dann richtig.

Die biometischen Daten in Personalausweisen und Pässen sind nur dafür gedacht gewesen, um Fälschungen und Betrügereien zu verhindern – und nur deswegen sind sie auch durchgekommen. In der üblichen Salamitaktik wird nun versucht, sie zu einer Fahnungsmethode zu machen, indem sie zentral zu Fahndungszwecken gespeichert werden sollen. Dazu die taz und ein Kommentar von Der Große Bruder. Hier sieht man, dass aufgrund der Salamitaktik-Gefahr sämtliche missbrauchbare Maßnahmen, so sinnvoll sie sein mögen, abgelehnt werden müssen.

Der in Großbritannien ohnehin schon extrem ausgeprägte Wahn geht noch viel weiter: Inzwischen will die Polizei Drohnen einsetzen. Dabei handelt es sich um kleine Fluggeräte, die selbstständig oder ferngesteuert irgendwo hinfliegen und Fotos oder Videos machen – fliegende Überwachungskameras. So etwas war bisher nur Dystopien wie der Welt von Half-Life 2 (ob der Rest auch bald kommt?) vorbehalten. Auf dem letzten CCC-Kongress wurden die Drohnen jedenfalls vorgestellt, hier gibt es ein Video (sehr empfehlenswert, aber lang. Zum Abspielen am Besten mplayer nehmen, der kann es dann in 1.5-fach-Geschwindigkeit abspielen, Tastenkombi ALTGR+9.). Angeblich sollen die Leute sogar noch dankbar für die Überwachung sein, weil sie ja sooo viel mehr Sicherheit bietet. Sollte das wirklich stimmen, tun mir diese Menschen leid – und noch mehr leid tun mir die vernünftigen Menschen, die dafür fertig gemacht werden, dass sie auf die Frage „Wollt ihr die totale Überwachung“ nicht ein lautes „JAA!“ von sich geben.

Weiterhin sollen in Großbritannien auch von Ärzten und sonstigen Vertrauenspersonen Daten darüber gesammelt werden, wie groß die Gefahr ist, dass jemand „kriminell“ wird (in Großbritannien zählt ja inzwischen auch das Wegwerfen von Müll auf der Straße als schwere Straftat – dummerweise gibt es in London keine Mülleimer mehr, weil da Terroristen Bomben reinwerfen könnten. Da habe sogar ich meinen Müll – nachdem ich ihn eine Viertelstunde mit mir herumgetragen habe – auf die einfache Art und Weise entsorgt). Menschen sollen offenbar quasi Verbrechens-„Scorewerte“ zugewiesen werden, auf deren Basis wohl früher oder später auch präventiv gehandelt wird. Minority Report lässt grüßen. Jedenfalls würde ich inzwischen lieber in die USA oder nach Russland (da trifft es einen wenigstens „nur“ wenn man sich politisch engagiert) reisen als nach Großbritannien.

In den USA hat MySpace jetzt die Accounts von Sexualstraftätern gelöscht und die Daten den Ermittlungsbehörden gegeben. Wer einmal eine Sexualstraftat begangen hat, hat also offenbar kein Recht, MySpace zu nutzen, selbst wenn er sich gebessert hat und es nicht für weitere Straftaten nutzt. Es ist zwar die Entscheidung von MySpace, aber mal weitergedacht: Man könnte ja Sexualstraftätern den Zutritt zu Kaufhäusern verbieten. Oder zur U-Bahn. Oder man könnte sie gleich lebenslang unter Hausarrest und Totalüberwachung stellen. Oder sie gleich hinrichten. Es fängt immer im Kleinen an.

Bayern hat nun auch eine Datei für aus der Haft entlassene Sexualstraftäter. Dieses Vorhaben ist weit weniger verrückt und bedenklich als sonst: Es kommen nur rechtskräftig Verurteilte rein, eine Rückfallgefahr besteht durchaus und zudem soll der Zugriff sogar auf wenige Beamte beschränkt sein. Wünschenswert wäre eigentlich nur noch eine automatische Löschung der Daten nach einem bestimmten Zeitraum, sofern die nicht enthalten ist.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar setzt sich glücklicherweise gegen die Bemühungen der Contentindustrie ein, ohne Gerichtsbeschluss zu einer IP den Anschlussinhaber ermitteln zu können. Die Contentindustrie und inzwischen auch die CDU/CSU und die FDP vergleichen die IP mit einer Telefonnummer, was an sich schon falsch ist. Aber selbst ausgehend von diesem Vergleich kann man immer noch schön den Unsinn davon zeigen. Die Aussage „Die Abfrage der Bestandsdaten sei somit einer Telefonauskunft gleichzustellen“ würde nämlich bedeuten, dass die Zuordung einer IP zu einer Person genauso gehandhabt werden soll wie die Zuordnung einer Telefonnummer zu einer Person. Dies gibt es. Es heißt Rückwärtssuche und ist nur zulässig, wenn der betreffende Anschlussinhaber zugestimmt hat. Noch nicht mal, wenn man den unsinnigen Vergleich also akzeptieren würde, wäre also die Aussage richtig! Mal abgesehen davon habe ich eh die Lust, mir mein Frühstück nochmal durch den Kopf gehen zu lassen, wenn ich bedenke, dass die „Beweise“ (IP-Logs) von der Contentindustrie produziert werden und auf dieser Basis dann geklagt wird, bei eventuellen Hausdurchsuchungen von der Contentindustrie bezahlte „Experten“ die beschlagnahmten Festplatten durchsuchen – das Einzige, was fehlt, ist noch, dass sie gleich zum Gericht werden. Insbesondere bei der FDP überrascht es mich, dass sie sich eindeutig gegen Datenschutz engagiert. Das sowieso schon eher halbherzige Engagement in dem Bereich ist somit nicht wirklich ernst gemeint. Neben der Piratenparei sind wohl nur die Grünen und die Linkspartei Parteien, die den Datenschutz fördern, vieleicht noch die SPD, falls sie mal eigenständig entscheiden kann statt der CDU alles Recht machen zu wollen (wodurch sie mein Vertrauen auch verloren hat).

Die Polizei nimmt jetzt auch Geruchsproben von G8-Gegnern. Insbesondere da es sich dabei um potenzielle Opfer politisch motivierter Repressalien handelt, ist dies bedenklich. Das letzte Mal wurde diese Methode auf deutschem Gebiet in der DDR von der StaSi angewandt. Neben der beweistechnisch eher unbrauchbaren Benutzung, bei der ein Hund an einem Tatort schnüffelt und den Geruch dann mit einer Probe vergleicht, könnte man solche Proben sicher verwenden, um Hunde auf die Fährte einer Persona non grata setzen, die sich versteckt oder auch z. B. versucht, das Land zu verlassen. Wie bereits die biometrischen Daten in den Pässen gezeigt haben, sieht man, dass eine über den ursprünglichen Zweck hinausgehende Benutzung wohl stattfinden wird (Salamitaktik, siehe oben) und deswegen darf schon die Erfassung nicht stattfinden.

UPDATE: Diese Praxis wird nun breit kritisiert (außer von Herrn Schäuble und der CDU/CSU – die befürworten und verteidigen sie). Im Spiegel steht ein guter Artikel mit vielen Hintergründen (und Hinweis auf die StaSi). Für die Geruchsprobe gelten rechtlich die gleichen Vorschriften wie für Fingerabdrücke. Rechtswidrig ist sie also nicht, was allerdings nichts an meiner obigen Einschätzung ändert – die Missbrauchsgefahr bleibt! Das Lawblog schreibt auch über den wörtlich zu nehmenden „Schnüffel-staat“. Tagesschau und Spiegel schreiben darüber, dass viele Politiker diesen Unsinn ablehnen und die Polizeigewerkschaft und Schäuble und die CDU sie verteidigen. Die Welt schreibt, dass die Kritik unberechtigt sei und die Geruchsproben nur zum Vergleich mit Proben von einem Tatort dienen würden. Die Geruchsproben würden nicht archiviert. Wenn dies stimmt, wäre natürlich auch die obige Missbrauchsgefahr nicht gegeben (ob dies stimmt, stellt sich wohl nach dem G8-Gipfel heraus, ich bin gespannt…). Seltsam ist allerdings, dass diese an die Stasi erinnernden Methoden gerade gegen G8-Gegner eingesetzt werden – vieleicht zur Einschüchterung?

Wie schnell man Terrorverdächtiger wird und warum die Anti-Terror-Daten und ähnliche Datenbanken sofort abgeschaltet und gelöscht werden sollten, zeigt ein SZ-Artikel: Bei einem Dozenten kommt es zu einer Hausdurchsuchung (ergo: er steht unter Verdacht, ist aber nicht verurteilt!), dabei werden Seminarlisten beschlagnahmt. Die Studenten müssen nun befürchten, obwohl sie sich überhaupt nichts haben zu schulden kommen lassen, in einer der Anti-Terror-Datenbanken aufzutauchen, was in ihrem späteren Leben zu durchaus unangenehmen Problemen führen kann (Reisebeschränkungen, geraten leicht in Verdacht…) Dies wird von offizieller Seite zwar dementiert, aber inwieweit man sich darauf verlassen kann?

Eine andere Möglichkeit, Verdacht auf sich zu lenken, ist es, das Internet zu nutzen. Ein Telepolis-Artikel zeigt eindrucksvoll, wie bereits jetzt bloße Suchbegriffe dazu dienen können, Hausdurchsuchungen zu rechtfertigen. Wenn das bereits für einen hinreichenden Tatverdacht reicht, dann habe ich echt ein Problem – für meine Geschichte 2k vs. 0 suche ich recht häufig nach den genauen Daten von irgendwelchen Waffen oder Sprengstoffen. Für dieses Posting im Golem-Forum habe ich genau die Informationen gesucht, die auch ein Terrorist haben wollte: Sprengkraft von C4 (dazu habe ich nichts gefunden) und Gewicht und sonstige Infos über amerikanische M-67 Splittergranaten. Trotzdem bin ich kein Terrorist – dennoch könnten in Zukunft solche Begriffe reichen, um eine Hausdurchsuchung auszulösen. Allein schon diese Angst stellt meiner Meinung nach eine Bedrohung des Rechtsstaats dar – es gibt sicher einige, die aus der puren (und oft nicht unberechtigten!) Angst, sie könnten in irgendwelchen Listen landen, Äußerungen oder Handlungen unterlassen. Weiterhin könnte Ziel der Aktionen in letzter Zeit auch eine Einschüchterung politisch links orientierter Menschen sein – zur Zeit kann man davon allerdings noch nicht ausgehen.

Wie rechtsstaatliche Grundsätze bei Ermittlungen ignoriert werden, zeigen diese zwei Einträge im Lawblog. Im ersten Fall wird gezeigt, wie ein Zeuge ein Kennzeichen eines Autos nicht mehr richtig weiß (der Fahrer hat jemanden angegriffen) und deswegen der erstbeste Halter eines ähnlichen Fahrzeugs mit ähnlichem Kennzeichen vorgeladen wird – und auch noch gleich in der Datenbank landet. Bei der nächsten Verkehrskontrolle wird dann halt etwas gründlicher hingeschaut, und wenn er später einmal wegen irgendwas verdächtigt wird, sieht gleich jeder „Ah, der war schon mal verdächtig“ und assoziiert das gleich mit „Wiederholungstäter“. Im zweiten Fall wird einem Zeugen ein Foto eines Verdächtigten vorgelegt und einfach nur gefragt „War er das?“ statt mehrere ähnliche Fotos vorzulegen und zu fragen „war es einer von denen?“. Letztere Methode bietet die Sicherheit, dass der Zeuge sich nicht so leicht irren kann – er weiß nicht, welcher der Beschuldigte ist, und wenn er sich nicht sicher ist, merkt er es. Wenn nämlich der Verdächtige dem Täter einfach nur ähnlich sieht, ist die Gefahr recht groß, dass bei der ersten Methode der Zeuge „Ja“ sagt. Bei der zweiten Methode ist eher ein „Ich weiß nicht“ zu erwarten, wenn der Täter nicht in der Liste ist, und selbst wenn der Zeuge eines der Fotos für das vom Täter hält – es besteht eine Chance von 60-80% (je nach Anzahl der Fotos), dass es sich dabei um das falsche Foto (eines der Vergleichsbilder) handelt. Zum Glück hat in diesem Fall der Rechtsstaat funktioniert, der „Beweis“ war wertlos und es kam zum Freispruch.

Auch andere Medien bemerken die systematische Aufhebung von Grundrechten. Zudem hält sich die Polizei meist noch nicht einmal an geltende Gesetze (Ein Polizeibeamter sagte sinngemäß: „Es gibt keine datenschutzrelevanten Dinge“!) Um dem Einhalt zu gebieten, müssten inzwischen Beweisverwertungsverbote oder zumindest eine persönliche Strafbarkeit (in Theorie und Praxis) von Beamten, die Gesetze verletzen, eingeführt werden.

Weil Schäuble mit seinem Irrsinn in Deutschland für seine Ansprüche nicht gut genug (aber immer noch viel zu gut) vorankommt, setzt er seine kranken Ideen jetzt über die EU-Ebene um. Insbesondere will er den Einsatz von Streitkräften im Inneren durchsetzen (wenn er die Bundeswehr nicht in Deutschland einsetzen kann, schickt er sie eben nach Frankreich um dort Polizeiaufgaben zu übernehmen und leiht sich dafür im Gegenzug für deutsche  Polizeiaufgaben französische Streitkräfte) Insbesondere will er wie immer eine EU-weite Totalüberwachung einführen.

Mischmasch 4 – Wahlcomputer, Killerspiele und viel Urheberrecht

2007-05-13 1 Kommentar

In den USA startet langsam die Einsicht, dass Wahlcomputer zumindest ohne nachzählbare Papierversion keine gute Idee sind. Schade, dass Deutschland den teuren Fehler nachmachen will und erst selbst negative Erfahrungen sammeln muss, statt die Gelegenheit zu nutzen, von den Fehlern der USA zu lernen. Ich hoffe nur, dass das Gesetz in den USA vollständig beschlossen und umgesetzt wird.

Um eine Versachlichung der „Killerspiel“-Debatte zu erreichen, gibt es jetzt in Celle eine wirklich geniale Idee – eine LAN-Party für Eltern. Geniale Idee, nur befürchte ich, dass gerade die verbohrtesten Eltern, die es wirklich nötig hätten, sich weigern, hinzugehen. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Eltern mit den Spielen nicht klarkommen und sie deswegen ablehnen. Aber trotzdem ist die Idee natürlich zu begrüßen und sie wird helfen, die Debatte in vernünftige Bahnen zu lenken – was auch die Aussagen der Eltern nach dem Spiel belegen. Die Innenminister einiger Länder, diesmal ist übrigens auch Hessen dabei, versuchen wieder einmal, diesmal auf Basis einer Studie, in der eine Person (Pfeiffer – er hat glaub ich auch noch ein wirtschaftliches Interesse daran) die Altersgrenzen zu lasch findet (seine Kollegen lehnen es ab), Killerspiele zu verbieten, auch wenn klar ist, dass es sinnlos ist. Hoffentlich wirds wieder nix.

Mit sinnlosem Gerede versucht die Contentindustrie Lobbyarbeit zu betreiben und zwar in der Schweiz Kopierschutz durchzusetzen, in Deutschland die Privatkopie noch mehr einzuschränken und die Schutzfrist weiter auszudehnen. Laut Golem besteht die Schutzfrist derzeit 50 Jahre nach Veröffentlichung (ich dachte, es seien sogar 70 Jahre nach Tod des Urhebers) – beides ist abartig lang. Nebenbei wollen sie noch die Strafverfolgung ausdehnen (ja, ja, die Bezeichnung „Raubkopierer“ wird wohl bald richtig sein, wenn es so weiter geht, zumindest vom Strafmaß und der Verfolgung her…) Eigentlich nix neues. Hoffentlich klappt es diesmal nicht, aber ich bezweifle, dass unsere Volksvertreter endlich mal ihren Job machen und das Volk vertreten…

Die Musikindustrie versucht auch allen Ernstes zu behaupten, dass Kopierschutz für den Konsumenten gut ist, weil so neue Vertriebswege erst möglich werden (Aufwachen: Der Internet-Vertrieb funktioniert seit fast 10 Jahren ohne Kopierschutz einwandfrei, die Bezahl-Angebote mit Kopierschutz werden vieleicht gerade wegen des Kopierschutzes abgelehnt!).

Und weil es sich inzwischen herumgesprochen hat, dass DRM (offiziell: Digital Rights Management) eher weniger mit dem Vergeben, sondern dem Wegnehmen von Rechten zu tun hat und deswegen gerne als Digital Restrictions Management bezeichnet wird, will die Contentindustrie den Begriff jetzt ändern. Bereits der Begriff DRM wurde als Heuchelei empfunden, aber der neue Begriff ist blanker Hohn: DCE – „Digital Consumer Enablement“. Digitale Befähigung der Nutze, würde das wohl übersetzt heißen. Bei DRM geht es aber darum, irgendwelche Dinge einzuschränken – wenn es um „Befähigung“ gehen würde, dann würde man einfach die Daten in mehreren Formaten, darunter auch einigen offenen, liefern, und die Kunden wüssten schon was damit anzufangen. Die Contentindustrie hat also wohl doch nichts gelernt, wo es doch in letzter Zeit eher schien, dass sich eine Abkehr von DRM und ähnlichem Unsinn anbahnt. Aus dem oben verlinkten Golem-Artikel:

Bisher würde HBO laut Zitter keine Filme in hoher Auflösung vermarkten, da es an passenden Kopierschutztechnologien bei den Verbrauchern mangeln würde. Schuld daran sei nicht etwa, dass es solche Technik nicht geben würde. Schuld sei vielmehr die Aufsichtsbehörde Federal Communications Commission (FCC), die das Abschalten der analogen Ausgänge bisher verbieten würde, um die Verbraucher zu schützen, die sich Set-Top-Boxen ohne DRM gekauft haben.

OK – warum nicht ohne Kopierschutz? Selbst mit Kopierschutz wird irgendwer – auch wenn dafür Spezialhardware nötig ist – eine hochauflösende, kopierschutzfreie Kopie erstellen und in Peer-to-Peer-Netzen anbieten. Und auch wenn vieleicht die Nutzer bereit wären, einen angemessenen Preis für einen guten Film in einer benutzbaren Version zu zahlen, selbst wenn sie die 20 GB über ein Peer-to-Peer-Netz laden könnten – sie werden kaum bereit sein, einen überhöhten Preis (wie ihn die Filmindustrie verlangen wird) für einen schlechten Film in einem unbrauchbaren, weil DRM-verseuchten Format zu zahlen. Und da es reicht, wenn der Schutz insgesamt einmal geknackt wird, wird der Film so oder so – kopierschutzfrei – illegal erhältlich sein. Die idiotischen Versuche der Contentindustrie beweisen jedenfalls, dass das teilweise (und viel zu schwache) DRM-Verbot dringend nötig ist.

Mischmasch 2

2007-04-20 1 Kommentar

„Piratenpartei“ mit 29%: Die norwegischen Liberalen (Venestre) – laut Wikipedia mit ca. 29% eine der stärksten Parteien in Norwegen – vertritt laut Heise die Position, die in anderen Ländern nur die Piratenparteien vertreten. Sie setzt sich gegen DRM und für ein liberales Urheberrecht ein. Endlich mal eine Partei, die sich dieser Ziele annimmt und Einfluss hat. Schade, dass in anderen Ländern die Piratenparteien dafür nötig sind und die großen Parteien entweder von den Lobbyisten der Contentindustrie bearbeitet sind oder aus anderen Gründen nicht die Interessen der Bevölkerung vertreten. Übrigens: Auch Piratenparteien fordern meist keine völlige Abschaffung des Urheberrechts und sind gegen komerzielle Content- und Produktpiraterie. Sie arbeiten nur dagegen, dass die Gesetzgebung nur den Interessen der Contentindustrie dient, ohne Rücksicht auf die Verbraucherrechte und Künstler (diese werden meist von den Contentindustrie auch ausgenommen, und profitieren nicht von einem übertriebenen Urheberrecht – das tut nur die Contentindustrie).

Weswegen so etwas nötig ist? Deswegen:
Kopierschutz verhindert das Abspielen von Original-DVDs
Sony (bekannt für einen illegalen Rootkit-Kopierschutz, der ein Trojaner übelster Sorte ist) hat einen neuen, tollen Kopierschutz entwickelt. Dumm nur: Auch die gekauften DVDs lassen sich oft nicht abspielen. Warum Kopierschutz Unsinn ist und vermutlich mehr Schaden als Nutzen bringt, habe ich schon geschrieben.

Das Kabinett (also die Bundesregierung) hat den Entwurf zur Vorratsdatenspeicherung beschlossen. Wie gesagt, handelt es sich „nur“ um einen Entwurf und nicht der Bundestag, sondern die Regierung hat ihn beschlossen. (Es wird oft so dargestellt, als hätte der Bundestag schon das fertige Gesetz verabschiedet.) Es besteht also noch die theoretische Chance, dass der Bundestag ihn nicht durchgehen lässt. Dies ist aber aufgrund der überwältigenden Mehrheit der großen Koalition sehr unwahrscheinlich. Es bleibt vielmehr zu hoffen, dass der Bundespräsident die Unterschrift verweigert oder das Bundesverfassungsgericht das Gesetz wieder kassiert (wie schon so oft). Letzteres ist aber vermutlich zu spät: Die Kosten werden angefallen und die Infrastruktur aufgebaut sein. Eine vollständige Streichung der Vorratsdatenspeicherung wird dann unwahrscheinlich. Hoffentlich erinnern sich genug Abgeordnete der SPD daran, dass sie nicht jeden Überwachungsirrsinn mittragen müssen – Schäuble hat da ja unfreiwillig gute Überzeugungsarbeit geleistet.

RapidShare verklagt die GEMA, nachdem die GEMA versucht hat, quasi ein Verbot von RapidShare durchzusetzen – die GEMA hat gefordert, dass RapidShare Urheberrechtsverletzungen unterbindet, was jedoch technisch unmöglich ist (wie sollen z. B. Raubkopien in verschlüsselten RAR-Archiven erkannt werden?) Rapidshare setzt sich nun zur Wehr, um einen eigentlich meist problemlos anerkannten Internet-Grundsatz durchzusetzen, nämlich dass Provider nur bei Kenntnissnahme für den Inhalt haften. Sicher profitiert RapidShare von den Raubkopien (sonst würde wohl keiner sich die Premiumaccounts dort holen), aber eindeutig darauf ausgelegt ist das Geschäftsmodell (im Gegensatz zu bestimmten Usenet-Providern) nicht. Somit hoffe ich, dass die GEMA den Prozess verliert, da ansonsten dem Internet ziemliche Gefahr droht – jeder Provider müsste Angst haben, verklagt zu werden, wenn er fremde Inhalte zulässt, denn eine Kontrolle ist fast nie möglich.

Und zum Schluss: Valve Software wurde wohl gehackt und es wurden wohl ziemlich viele Daten, darunter auch Kreditkartendaten, gestohlen. Auch wenn im Gamestar-Bericht gezweifelt wird: die vom Hacker/Cracker veröffentlichten Daten sprechen jedenfalls dafür, dass ein solcher Hack wirklich erfolgt ist, da jedoch die /etc/shadow fehlt, kann es durchaus sein, dass der Angreifer nur eingeschränkten Zugang bekommen hat (oder aber die Passwörter nicht verraten will…). Ob Kreditkartendaten kopiert wurden, ist nicht bewiesen, scheint mir aber wahrscheinlich. Die als „Kostprobe“ veröffentlichten Kreditkartennummern scheinen gültig zu sein (Prüfziffer stimmt), was aber nichts heißen muss. Es wurde anscheinend nicht Steam, sondern „nur“ der Cafe-Server gehackt, sodass auch „nur“ die Kreditkartendaten aller Internetcafe-Betreiber, die sich dort registriert haben, geklaut wurden. Könnte übrigens interessant werden: Ich glaube, Kreditkartendaten dürfen nicht auf Webserver gespeichert werden…

Was allerdings noch interessanter ist: Die Daten wurden in einem Bereich für Internetcafebetreiber geklaut. Internetcafebetreiber müssen offenbar gesonderte Lizenzverträge mit Valve Software abschließen, wenn sie Valve-Spiele (wie Counterstrike) anbieten wollen (und ein vernünftiges Internetcafe mit Onlinespielen ist ohne Counterstrike wohl kaum vorstellbar). Einer der Internetcafeinhaber weist im Forum des Hackers darauf hin, dass die Verträge ziemlich unfair seien (ein anderer: 19.200$ für 4 Jahre), er aber keine Wahl habe, da er ansonsten fürchten müsse, in Grund und Boden geklagt zu werden. Nett, was das Urheberrecht für Auswüchse treibt – selbst wenn der Betreiber sich das Spiel für jeden Rechner einzeln kauft, reicht das unter Umständen nicht, um es benutzen zu können. Private LAN-Parties können übrigens auch von dieser Regelung betroffen sein – ohne Sondergenehmigung darf man das Spiel eventuell nicht im Netz spielen! Einziger Lichtblick: In Deutschland dürften solche Regelungen ungültig sein.

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Wen beutet die GEMA eigentlich NICHT aus?

2007-03-27 2 Kommentare

Die GEMA soll eigentlich helfen, die Urheberrechte der Künstler durchzusetzen und ihnen eine angemessene Vergütung zukommen zu lassen. Sie ist auch recht praktisch, da man z. B. bei öffentlichen Vorführungen nur an die GEMA die Gebühr entrichten muss und sich sparen kann, mit den Künstlern zu verhandeln.

Allerdings kassiert die GEMA kräftig mit, wenn irgendwas verkauft wird, was eventuell zur Speicherung oder Vervielfältigung von GEMA-Musik genutzt werden könnte. So fallen z. B. 17,4 Cent je DVD-Rohling an, für eine Spindel mit 50 Rohlingen (Preis: ca. 25 EUR) gehen also 8,70 EUR an die GEMA. Über ein Drittel des Verkaufspreises von DVD-Rohlingen gehen also an die GEMA – egal wofür die Disks genutzt werden. (Quelle – keine Ahnung ob sich seitdem was geändert hat, ich hab nichts dazu gefunden und gehe nicht davon aus.) Dennoch wird das Recht auf Privatkopie immer mehr faktisch abgeschafft. Meiner Meinung nach muss entweder die Abgabe vollkommen fallen, oder ein Recht auf Privatkopie muss gesetzlich geschützt sein, was ein Verbot von jeglichen Kopierschutzmaßnahmen bedeuten würde. Ähnliche Abgaben gibt es quasi für alles, womit man kopieren kann (auch PCs), teilweise gehen diese an andere Verwertungsgesellschaften (z. B. VG Wort bei Kopierern etc.) – DVD-Brenner bringen der GEMA nochmal 9,20 EUR pro Stück (bei günstigen Modellen also 25% des Ladenpreises!), MP3-Player sind soweit ich weiß auch betroffen, bei Festplatten weiß ich es nicht, Camcorder könnten auch betroffen sein. Die GEMA zockt also bei Hardware ziemlich ab und nimmt die Medienhersteller bzw. die Käufer (und somit wohl einen Großteil der Bevölkerung) ziemlich aus.

Weiterhin fordert die GEMA z. B. von Rapidshare, das Sharen von GEMA-Musik zu verhindern. Da dies technisch nur mit ziemlichem Aufwand möglich ist, bedroht die GEMA somit die Existenz von Filehostern und ähnlichen Diensten. Zudem versucht sie anscheinend oft mal Geld einzutreiben, wo ihr keines zusteht, und glänzt dabei mit peinlichstem Unwissen im Bereich Urheberrecht. Außerdem muss offenbar nicht die GEMA beweisen, dass ihr das Geld zusteht, sondern die angeschriebenen Blogger müssen beweisen, dass sie nicht zahlungspflichtig sind – tolle Umkehrung der Beweislast. (Das ist ungefähr so, wie wenn ich eine Firma gründe, wild Rechnungen verschicke und jeder mir beweisen muss, dass die Rechnung falsch ist, und sonst zahlen muss.)

Aber auch die Künstler sind nicht unbedingt zufrieden: Ein mit der GEMA geschlossener Vertrag läuft mindestens sechs Jahre und betrifft alle Werke eines Künstlers – d. h., herauskommen ist recht schwer. Die Künstler treten alle Verwertungsrechte an die GEMA ab, und müssen dafür zahlen, wenn sie ihre eigene Musik aufführen oder auf ihrer Website für die Fans kostenlos zum Download anbieten wollen! Natürlich bekommen sie das Geld zurück, da sie ja schließlich die Urheber sind – abzüglich dem, was die GEMA behält! (Die Angaben über die Höhe dieser Abgaben schwanken zwischen 15% und 50%.) Zudem sollen sich laut Wikipedia 20% aller Mitglieder von der GEMA nicht in zufriedenstellender Weise vertreten fühlen. Ein interessanter Beitrag dazu findet sich hier.

Nun zum Anlass für diesen Artikel und dem Grund für die Überschrift: Die Angestellten der GEMA veranstalten Warnstreiks, da sie offenbar unter Tariflohn bezahlt werden – auch da scheint die GEMA also nicht sonderlich fair zu sein.

Da fällt mir nur die Frage aus der Überschrift ein: Wen beutet die GEMA eigentlich NICHT aus?

Legislative = Lobby

2007-03-20 1 Kommentar

Für Gesetze ist eigentlich die Legislative zuständig, also z. B. das Parlament, welches die Interessen der Bevölkerung zu vertreten hat. Lobbyisten versuchen daher oft, die Legislative zu ihren Gunsten (und meist zu Ungunsten der Bevölkerung!) zu beeinflussen. Aber mir war bisher kein Fall bekannt, wo die Gesetze quasi direkt von den Lobbyisten geschrieben wurden. Das gilt auch als ziemlich ungünstig, da es die politische Version des Bocks als Gärtner ist. Und genau das ist offenbar nun passiert: Die Musik- und Filmindustrie scheint die Gesetze zur EU-weiten (!) Verschärfung des Urheberrechts geschrieben zu haben!

Natürlich hat sich die Contentindustrie dabei ausgetobt: Nicht nur kommerzielle Raubkopierer sollen dabei als kriminell gelten, sondern die breite Masse der privaten Tauschbörsennutzer und vor allem vermutlich auch der Privatkopierer soll dadurch kriminalisert werden. Die Privatkopie galt übrigens lange als das gute Recht eines jeden Käufers von Musik und Filmen – bis sie per von der Contentindustrie durchgedrängtem Gesetz verboten wurde.

Auch die bloße „Akzeptanz“ von Urheberrechtsverstößen soll strafbar werden. Dadurch könnte sogar die politische Diskussion über die Milderung des Urheberrechts strafbar werden. Toll, oder? Ich glaub bald gründet jemand eine Firma, die rosafarbene Plastiktüten verkauft. Dann setzt er (nachdem er die Farbe rosa patentiert hat) ein Gesetz durch, welches andere Plastiktüten verbietet (wenn die Tüten transparent sind, klappt das im Namen der Terrorabwehr sicher). Dann setzt er ein neues Gesetz durch, dass jeder eine Plastiktüte besitzen muss. Und dann noch eines, welches die Diskussion über die Abschaffung der Plastiktütenpflicht strafbar macht. (Und dann erschießt ihn hoffentlich jemand, bevor er auf noch mehr solcher Ideen kommt…)

Wenn das so weiter geht, ist eine „Raub“kopie bald eine schwerere Straftat als das Herbeiführen einer Nuklearexplosion. Vieleicht könnte ja die Contentindustrie noch ein Gesetz erlassen, nach dem jeder, der nichts von ihr kauft, sofort erschossen wird?

Natürlich hat das Gesetz auch etliche Nebenwirkungen, was der Contentindustrie aber natürlich egal ist – die hat ja nur die „Verantwortung“, möglichst viele Gewinne zu machen. Die Politiker hingegen haben eigentlich die Verantwortung für die Bevölkerung – nur scheinen sie diese nicht allzu ernst zu nehmen.

Details finden sich im dazugehörigen Heise-Artikel.

UPDATE: Laut Spiegel Online baut Google auch eine Lobby auf. Auf der einen Seite ist das äußerst gut, da nun der ernormen wirtschaftlichen Macht der Contentindustrie jetzt nicht nur die Wähler entgegenstehen, die Politikern offenbar am Arsch vorbeigehen, sondern auch ein Unternehmen, welches durchaus Einfluss hat (man stelle sich mal vor, Google fängt an, auf der Startseite gezielt „Meinungsbildung“ zu betreiben…).

Laut Spiegel soll sich das neue Lobbynetzwerk mit Internet-Themen wie „Privatsphäre, freier Meinungsäußerung, Urheberrecht, Wettbewerb sowie der Regulierung von Online-Inhalten, Werbung und Technologien“ auseinander setzen. Was „freie Meinungsäußerung“ betrifft, glaube ich das aufs Wort, und es ist gut, wenn staatlichem Irrsin da jemand entgegentritt. Was „Urheberrecht“ betrifft, wird Google ziemlich sicher auch die dringend nötige Gegenposition zur Contentindustrie einnehmen, da bereits öfter Google durch das Urheberrecht behindert wurde. Davon dürfte wovon auch die normale Bevölkerung profitieren. Für Netzneutralität dürfte sich Google auch sehr einsetzen, was ebenfalls gut ist. Was die Werbung jedoch betrifft, bin ich mir weniger sicher – da dürfte Google ziemlich gegen Verbraucherschutzmaßnahmen vorgehen. Und beim Wort „Privatsphäre“ musste ich erst einmal lachen. Während Google vieleicht gegen staatliche Auskunftsansprüche vorgehen wird (was gut wäre), werden die Google-Lobbyisten sicher nicht den Datenschutz im Wirtschaftssektor fördern wollen – Google wird nicht umsonst oft als „Datenkrake“ bezeichnet, denn die Firma sammelt so viele persönliche Daten wie sie bekommen kann. (Hm, warum hab ich wohl keinen Google-Mail-Account und nutze so wenige personalisierte Google-Dienste wie möglich?)

Andererseits deutet die Entwicklung darauf hin, dass bald nur noch Lobbyisten Einfluss haben werden. Während der Google-Einfluss kurzfristig sicher hilfreich sein wird, um den Wahnsinn anderer Lobbyisten zu zügeln, wird er langfristig sicherlich nicht positiv sein. Denn dass Google es mit dem Unternehmensmotto „Don’t be evil“ nicht so ernst nimmt, wurde schon oft genug gezeigt. (Auch wenn Google vieleicht etwas mehr auf das Wohl der Menschen achtet als die meisten anderen Firmen.)

UPDATE 2: Laut Heise haben die Politiker das Schlimmste zwar noch verhindert. So wurden die verschärften Vorschriften eindeutig auf kommerzielle Urheberrechtsverletzer beschränkt (und für diese sind solche Strafen angemessen!), was der Contentindustrie natürlich überhaupt nicht geschmeckt hat, da sie am liebsten alle Peer-to-Peer-Nutzer lebenslang einsperren lassen würde. Allerdings soll auch Gefahr für Softwareentwickler drohen, was sicher nicht im Sinne der Innovation ist, die vom Urheberrecht gefördert werden soll, und die Rechteinhaber oder ihre „Vertreter sowie Sachverständige“ sollen bei Untersuchungen „gemeinsame Ermittlungsgruppen mit Strafverfolgern“ bilden dürfen, d. h. vermutlich, dass z. B. ein wegen Verdacht auf Musik-Filesharing beschlagnahmter Rechner von der Musikindustrie nach Beweisen durchsucht wird. Hoffentlich wird dass dann irgendwann vom Bundesverfassungsgericht kassiert, denn wenn der Rechteinhaber auch die Beweise ermitteln soll, hat er sowohl Motiv als auch Möglichkeit, „Beweise“ zu erfinden oder unterzuschieben. Spätestens wenn so ein Fall auffliegt dürfte damit wieder schluss sein. Dennoch ist es eine Frechheit, dass in der eigentlich rechtsstaatlichen EU so etwas vorkommen kann. Es könnte auch sein, dass die Musikindustrie irgendeinen Fall verliert, weil den von ihr gelieferten „Beweisen“ aufgrund der Manipulationsmöglichkeiten kein Beweiswert mehr zugesprochen wird. Ich hoffe jedenfalls, dass genau das passiert und die Contentindustrie so für ihre Zersetzung des Rechtsstaates teuer mit ihrem Image zahlt. Interessant ist sicher auch der Datenschutzaspekt: Da beschlagnahmte PCs auch äußerst persönliche Daten enthalten, frage ich mich, wie verhindert werden soll, dass darin jemand (zudem noch nicht mal ein Ermittler, sondern eine Privatperson!) herumschnüffelt. Dies könnte auch ein Hinderniss darstellen – ich freue mich auf die ersten Gegenklagen.

HD- und Größenwahn bei Fernsehern

2007-03-17 3 Kommentare

Fernseher müssen immer größer werden und immer größere Auflösungen haben, scheint zumindest der heutige Trend zu sein. Mir erscheint er allerdings ziemlich hirnrissig. Ein wenig Biologie und Mathematik lassen schnell deutlich werden, warum: Weder ein größerer Fernseher noch eine höhere Auflösung dürften einen nennenswerten positiven Effekt haben!

Wie groß ein Objekt erscheint, hängt davon ab, welchen Winkel es in unserem Gesichtsfeld einnimmt. Ein Geldstück auf Armlänge erscheint somit genauso groß wie die Sonne – obwohl die Sonne größer ist, ist sie doch deutlich weiter entfernt. Eine 30 Meter lange Boeing 737 in 100 Meter Entfernung und ein 30 Zentimeter langes Modell einer Boeing 737 in 1 Meter Entfernung erscheinen gleich groß. Das wir Größen einschätzen können, liegt erstens an Erfahrungswerten – wir wissen, dass eine Münze einige Zentimeter Durchmesser hat, ein Mensch knapp zwei Meter hoch ist etc. Zudem haben wir zwei Augen, was dazu führt, dass wir Entfernungen schätzen können und somit wieder auf die Größe von Objekten schließen können.

Und genauso verhält es sich mit den Bildschirmen: Mein Bildschirm mit einer Diagonale von 15 Zoll, welchen ich aus 75 Zentimeter Entfernung betrachte, hat die gleiche effektive Größe wie ein Plasmafernseher mit 50 Zoll (127 cm) Diagonale, den ich aus 2,5 Meter Entfernung betrachte. Der einzige Unterschied: Der Fernseher kostet über 2000 EUR, während der Bildschirm unter 200 EUR kostet.

Bevor jemand mit dem Argument kommt, es sei ungesund, so nah am Bildschirm zu sitzen: Die Faustregel lautet, dass der Abstand das Fünffache der Diagonale betragen soll. Daraus wiederum folgt, dass egal wie groß der Fernseher wirklich ist, er nie größer erscheint, weil man ja entsprechend weiter entfernt sitzt.

Natürlich mag es angenehmer sein, aus vier Meter Entfernung vom Sofa aus einen gigantischen 2-Meter-Fernseher anzuschauen, von daher sind diese Riesenfernseher vieleicht nicht vollkommen sinnlos. Aber für 2000 EUR bekommt man schon einen seeehr bequemen Sessel, und nicht vergessen: Laptops kann man überall plazieren.

Dann gibt es ja noch das Argument mit der Auflösung, vor allem für HD-TV. Der erwähnte Fernseher hat eine Auflösung von 1366 x 768 Pixeln, mein Bildschirm eine von 1024 x 768 Pixeln – der Fernseher hat also zwar eine um ca. 30% höhere Auflösung, aber ich bezweifle, dass das die Qualität bedeutend erhöhen wird. Auf meinem Bildschirm scheint mir das Bild weder unscharf noch pixelig. Zudem gibt es längst Bildschirme mit höheren Auflösungen. Außerdem bringt einem eine hohe Bildschirmauflösung nichts, wenn das Videosignal in niedriger Auflösung vorliegt. DVDs haben eine maximale Auflösung von 720×576 Pixeln – und ich glaube nicht, dass man die höhere Auflösung bei HD-TV sehen wird – die bisherige Auflösung (1024 Pixel bei 30 cm Breite betrachtet aus 75 cm) liegt schon relativ nahe am maximalen Auflösungsvermögen perfekter menschlicher Augen (1 Pixel in der gegebenen Konfiguration entspricht ca. 1,4 Winkelminuten, das maximale Auflösungsvermögen beträgt je nach Art der Information 0,3-2,0 Winkelminuten, siehe Wikipedia).

Zudem hat HD-TV auch ziemliche Nachteile, wie z. B. ein DRM („Kopierschutz“), welcher auch die private Aufnahme von Sendungen verhindert und die Konsumenten einschränkt, wo es nur geht. So kann es passieren, dass ein Gerät plötzlich hochauflösende Inhalte gar nicht oder nur in mieser Qualität zeigt, weil dem Hersteller die Schlüssel geklaut wurden, oder dass man regelmäßig für Schlüssel-Updates bezahlen muss. Zudem werden die ohnehin schon unsäglichen Preise für DVDs wohl bei HD-DVDs noch höher. Die Werbung kann dann natürlich auch nicht mehr umgangen werden, und Privatkopien gibt es dann auch nicht mehr (illegale Kopien allerdings natürlich immer noch).

FAZIT: Weder der Wahn nach immer höheren Auflösungen noch riesige Fernseher für vier- bis fünfstellige Beträge machen unbedingt Sinn, sondern dürfte ein gezielter Hype der Multimediaindustrie sein, nur um wieder etwas neues verkaufen zu können und nebenbei noch die Verbraucher einzuschränken.

Wie immer gilt: Wer etwas zu diesem Text sagen will, einen Fehler gefunden hat o. ä. darf gerne die Kommentarfunktion nutzen, ich bin für Kritik und Anregungen dankbar.

Mischmasch

2007-03-16 1 Kommentar

Ich habe weder Zeit noch Lust, alles zu kommentieren, was mich aufregt. Das übernehmen aber teilweise zum Glück bereits andere Medien, deswegen nutze ich heute nur eine der Errungenschaften des Internets, nämlich Links, und schreibe nur wenig.

USA zeigten, das sie kein Rechtsstaat sind – Prozess ohne Anwalt und Öffentlichkeit mit Geständnis unter Folter

Dem Kommentar dazu kann ich größtenteils zustimmen, nur dem Teil, wo die USA als demokratischer Rechtsstaat statt einer Bananerepublik bezeichnet wird leider nicht mehr ganz, ebenso wie der Annahme, dass die Protokolle wahrscheinlich echt seien. Ich halte eine Fälschung durchaus für möglich, wenn auch nicht für sicher.

Die Auswüchse von DRM: „Wenn sie heute diesen HD-DVD-Player kaufen, bekommen sie sogar das erste Update umsonst. Dann müssen sie erst in 3 Jahren nochmal zahlen, um ihn benutzen zu können“

Um Kopien zu verhindern, setzt die Contentindustrie auf DRM – das sind Systeme, die den rechtmäßigen Besitzer einschränken (z. B. das Überspringen von Werbung auf gekauften DVDs verhindern) und teils erwünschte, teils unerwünschte Nebenwirkungen haben. So funktionieren technisch perfekte Geräte nicht, weil sie den Inhalt nicht dagegen schützen, falls jemand mit Elektronik und Lötkolben das Video kopieren will, Hardware wird teurer und Software langsamer. Der Kunde ist König? Nee, Feind. Oder eben wie hier – der Kunde zahlt den Kopierschutz. Weil die Contentindustrie ihre Verschlüsselungsschlüssel wechselt, muss der Kunde eben nicht nur nervige, sondern auch noch kostenpflichtige Updates machen. Wenn die Kunden sowas mit sich machen lassen, werden sie wohl auch eine Kopfklammer akzeptieren, die sie zum Fernsehen aufsetzen müssen – um das Abfilmen mit Kameras zu verhindern. Ich hoffe jedenfalls, dass keiner sich sowas gefallen lässt, diese Idiotie öffentlich bekannt wird und die neuen Player und Disks in den Läden liegenbleiben. Hoffentlich geht mindestens ein Konzern als abschreckendes Beispiel dran pleite.

Außerdem gibt es gegen die Vorratsdatenspeicherung jetzt eine Demo. 

Über Sinn und Unsinn von Kopierschutz und DRM

2007-02-17 7 Kommentare

Diese Gedanken geistern mir schon lange durch den Kopf, und jetzt will ich sie mal niederschreiben und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, auch um bei späteren Diskussionen nur noch den Artikel verlinken zu müssen.

Zahlreiche Diskussionen über Kopierschutz und DRM werden täglich geführt – die Vertreter der Contentindustrie behaupten meist, ein Kopierschutz sei nötig und wirksam, während angebliche potentielle Käufer in Foren ihren Unmut darüber auslassen, wie der Kopierschutz sie behindert, wirkungslos sei und sie nur deswegen das Spiel bzw. die Musik nicht kaufen würden. Dabei bekommt man nahezu nie eine halbwegs neutrale Ansicht geliefert, und genau das möchte ich versuchen. Es wird mir nicht vollends gelingen, niemand ist völlig neutral. Aber ich traue mir zu, durchaus deutlich neutraler und differenzierter über das Thema zu schreiben als eine versammelte Meute Forentrolle, und ich habe nicht vor, den Kopierschutz in Grund und Boden zu stampfen und positive Aspekte auszulassen oder durch falsche Behauptungen zu „widerlegen“. Ich nenne durchaus auch Vorteile und kritisiere auch diejenigen, die einige dieser falschen Behauptungen aufstellen.

Kurz: Ob Kopierschutz sich lohnt oder nicht ist meiner Meinung nach nicht klar, er hat jedenfalls viele Nachteile. So behindert und verärgert auf jeden Fall auch zahlende Kunden und kann aus Prinzip niemals absolut zuverlässig sein. Es geht übrigens auch ohne, wie z. B. bei dieser Firma zu sehen ist. Ich gebe einige Vorschläge, was die Contentindustrie versuchen könnte und sollte.

Wie immer: Kommentare sind erwünscht, eine Registrierung ist nicht nötig, einfach unten (in der vollständigen Version) eintragen und abschicken. Alle Kommentare müssen allerdings manuell freigeschaltet werden, nachdem zuviel Kinderporno-Spam durch den Filter gerutscht ist, aber ich schalte generell alles frei, was rechtlich unbedenklich ist. Rechtlich bedenkliches editiere ich und hinterlasse einen Hinweis. Abweichende Meinungen, Korrekturen, Fragen, Diskussionen: All dies ist willkommen!

Hier geht es weiter zum vollständigen Text

Kopierschutz – und dann?

An einem aktuellen Vorfall sieht man schön, welche Folgen Kopierschutz haben kann: Eine Firma, welche Spiele online zum Download anbietet, hat dichtgemacht, und nun kann jeder, der sich das Spiel gekauft hat, es nicht mehr spielen. (Mal nebenbei: Raubkopierer haben Geld gespart und sind davon nicht betroffen – nur ehrliche Käufer sind die Gearschten. Hier sieht man, wie Kopierschutz eher legitimen Käufern schadet.) In diesem Fall ersetzt die Herstellerfirma zwar den Käufern das Spiel, es ist also noch einmal gutgegangen, wie man hier nachlesen kann. Was aber, wenn die Firma das Spiel selbst vertrieben hätte und komplett verschwunden wäre? Die Käufer hätten Pech.

Dass Raubkopien dabei nicht nur schädlich sind, hat Disney-ABC bereits eingesehen und nutzt lieber die Chancen, statt wie andere lieber die potentiellen Kunden wie Verbrecher zu behandeln und zu verklagen und dabei auch ehrliche Käufer zu strafen. Mal sehen, wie lange es dauert, bis andere Firmen vernünftig werden.

Mal abgesehen davon, ist das Hauptproblem der Contentindustrie nicht die gelegentliche Kopie von einzelnen Datenträgern (was ihr aber auch ein Dorn im Auge ist), sondern die Verbreitung in P2P-Netzen. Und dagegen kann man nicht viel mit Kopierschutz machen, denn irgendjemand umgeht ihn (vor allem bei Filmen und Musik) immer und dann ist die Musik bzw. der Film ohne Kopierschutz im Netz und der Kopierschutz stört nur noch ehrliche Kunden.

In welchem Fall werden sich mehr Leute für ein Original entscheiden:

a) Die Kopie ist ohne Kopierschutz leicht und kostenlos verfügbar, das Original kostet eine Menge Geld und hat einen starken Kopierschutz, der legitime Nutzung bedhindert

oder

b) Die Kopie ist ohne Kopierschutz leicht und kostenlos verfügbar, das Original kostet eine Menge Geld und ist uneingeschränkt nutzbar?
Ich denke, in Fall b) werden es mehr Leute sein – und das dürfte die zusätzlichen Kopien mehr als aufwiegen. Natürlich sieht es im direkten Vergleich immer noch schlecht für das Original aus, aber vieleicht können die Firmen sich da was sinnvolles einfallen lassen. iTunes ist z. B. recht erfolgreich, obwohl die Musik genauso gut illegal zu bekommen ist. Die Gründe sind der akzeptable Preis und die Einfachheit. Ein weiterer Weg wäre es, z. B. wieder mal Handbücher zu Spielen beizulegen, wie es vor langer Zeit mal üblich war. Heutzutage bekommt man oft nur ein Installations-Booklet und kann sich das Handbuch – genauso wie der Raubkopierer – am Bildschirm anschauen. Vieleicht wäre es auch sinnvoll, angemessenere Preise zu verlangen, dann würden vieleicht auch mehr Leute wieder kaufen. Genau das Gegenteil sieht man im Moment bei Online-Filmdownloads: Der auf eigene Kosten heruntergeladene und mit weitaus mehr Restriktionen als die DVD versehe Film kostet nur minimal weniger als die DVD, die Folge: Die Downloads sind ein Flop. (Und Handelsketten, die DVDs verkaufen, beschweren sich teilweise noch darüber, dass die Downloads überhaupt billiger sind!)

Endlich mal richtigrum

Bisher hat die Musikindustrie massiv die Anbieter von Filesharingsoftware verklagt, weil unter Benutzung ihrer Software illegal Musik getauscht wurde (ungefähr so sinnig wie wenn jemand einen Bauernhof verklagt, nur weil Eier von dem Bauernhof auf ihn geworfen wurden). Nun ist es endlich mal andersherum. Einer der Anbieter wehrt sich und verklagt die Musikindustrie! Siehe: heise online – Limewire verklagt Musikindustrie

Meiner Meinung ist dies ein erster Schritt in die richtige Richtung. Hoffentlich werden die Richter in den USA ausnahmsweise mal vernünftig und geben Limewire recht und verhindern so weitere Wahnsinnsurteile. Die Musikindustrie sollte auch am Besten gleich zu einer der in den USA üblichen Wahnsinns-Schadensersatzforderungen zahlen müssen, dann wäre vieleicht auch mal Ruhe und die Musikindustrie würde überlegen, ob es vieleicht nicht sinnvoll ist, ehrliche Käufer nicht mehr wie Diebe zu behandeln und die Künstler auch auszunehmen. Wenn der Hersteller mit seiner Software nicht die illegale Verbreitung beabsichtigt hat (was in einigen Fällen wohl leider der Fall war) soll er nicht für Urheberrechtsverletzungen, die mit seiner Software begangen werden, verantwortlich gemacht werden. Sollte er allerdings explizit die Software für illegale Zwecke anpreisen, bekommt er zu recht eines auf den Deckel.

Außerdem sollte meiner Meinung nach die Politik endlich ihren Job machen, und die Interessen des jeweiligen Volkes und nicht einiger Lobbyisten vertreten. Sowohl in den USA als auch in Deutschland versuchen inzwischen sogenannte „Piratenparteien“ sich für eine Lockerung des Urheberrechtes und eine Verhinderung neuer unsinniger Regelungen einzusetzen. Die Erste dieser Art (von der auch alle anderen den Namen übernommen haben), nämlich die Piratpartiet in Schweden, hat zwar bei den Wahlen selbst jämmerlich versagt, allerdings die großen Parteien dazu bewegt, zum Theme Urheberrecht endlich Stellung zu nehmen und sich auf die Seite der Bevölkerung und nicht des Lobbyismus zu stellen. Weitere Themen der Piratenparteien sind die Durchsetzung des Rechts auf Privatsphäre und die Verhinderung von unsinnigen Trivial- und Softwarepatenten (z. B. auf den Doppelklick, den Warenkorb in Online-Shops etc.) Die frisch gegründete Piratenpartei Deutschland deckt sich im Moment von allen Parteien am Besten (nämlich ca. zu 100%) mit meinen Interessen, wie man sich nach einer Lektüre dieses Blogs denken kann, und bevor hier Nachfragen kommen: Nein, es ist keine Spaßpartei!

Fakten zur Musikindustrie, Künstlern, DRM, Raubkopien, Kopierschutz etc.

2006-08-01 2 Kommentare

Laut Bild der Wissenschaft, Ausgabe 7/2006, Seite 100…
-erhalten Künstler ca. 5% vom Ladenpreis einer regulär im Laden verkauften CD – d. h. von 10 EUR gehen 0,50 EUR an den Künstler. Deswegen stimmt es auch nicht, dass Raubkopien primär den armen armen Künstlern schaden, wie die Musikindustrie gerne behauptet, um ihr dreckiges Geschäft zu decken.
-ist es möglich, dass eine Band bei einer Tournee nichts verdient, während der Konzern, der sie ausbeutet, satte sieben Millionen Dollar verdient.
-werden die Künstler oft mit Knebelverträgen ausgepresst bis zum gehtnichtmehr.
-können selbst erfolgreiche Künstler am Ende statt Geld von der Plattenfirma zu bekommen, Schulden bei dieser haben.
-sehen Künstler manchmal weniger die P2P-User als „Piraten“, sondern die Musikindustrie.
-sind alternative Vertriebswege (z. B. über das Internet mit kostenlosen Proben) ohne die Musikindustrie inzwischen recht beliebt und funktionieren sehr gut. (Das Problem ist nur mangelnde Bekanntheit durch Mangel an Marketing, aber: 1000 x 5 EUR sind genausoviel wie 10000 x 0,50 EUR!)

Die Aussagen decken sich mit dem, was ich schon öfter gehört habe. (Vieleicht sollte der Gesetzgeber in Deutschland seine Schlüsse daraus ziehen, wenn es um neue Regelungen zum Urheberrecht geht.) Der Rest des Artikels ist ebenfalls sehr lesenswert: Eine Geschichte der Musik im heutigen Zeitalter, Peer-to-Peer, das Sony BMG-Rootkit, Kopierschutz, DRM und die Sinnlosigkeit davon, sowie TCPA – der Versuch, Computernutzern die Kontrolle über ihre eigenen Geräte zu nehmen.
Zu bedenken ist allerdings, dass niemand unparteiisch ist. Weder ich, noch der Autor des Artikels, der „seit mehreren Jahren in der GNU/Linux-Szene aktiv“ ist und daher gegenüber Digital Rights Management, oft gerne als Digital Restrictions Management bezeichnet, definitiv negativ voreingenommen ist – das muss aber nichts schlechtes bedeuten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die oben zitierten Fakten zumindest im Kern stimmen.

Ich werde hier unten noch Verweise auf Websites einbauen, die sich mit dem Thema befassen bzw. die Fakten untermauern oder aber auch anzweifeln.

Gute Idee – deswegen wird’s nix

Golem.de berichtet, dass eine Firma nun die Möglichkeit anbieten will, die legal bei Downloaddiensten angebotenen Filme auf DVDs zu brennen, damit man sich die auch im eingen Player und nicht nur am Rechner ansehen kann. Das würde die Beliebtheit dieser Dienste vermutlich steigern, und um es in einer Sprache auszudrücken, die vieleicht auch die Filmindustrie versteht: DAS WÜRDE VERMUTLICH GEWINN (=GELD) BRINGEN.

Leider ist die Filmindustrie bekannt dafür, dass sie gute Ideen scheitern lässt. Ich denke, dass es hier auch so sein wird. Die Gründe sind einfach:

  • Es geht darum, das Filme gebrannt werden. Filme brennen ist böse. (Ja, ich denke, die Filmindustrie ist zu dumm, einen Unterschied zu machen. Wobei. Zwischen legalen und illegalen Downloads haben sie ihn auch schon erkannt- legale Downloads werden nicht nur weil sie Downloads sind als böse angesehen. Könnte also doch klappen)
  • Die DVDs können vieleicht mit einem Kopierschutz versehen werden (wenn auch wohl kaum mit einem sehr wirkungsvollen), aber sie können nicht davor geschützt werden, dass der Kunde sie Freunden ausleiht. Eigentlich ist ja nichts schlimmes daran, jeder kann und darf es auch mit einer gekauften DVD machen. Aber die Contentindustrie will sollche Rechte einschränken, da der Freund die DVD ja dann vieleicht nicht kauft. Den Werbeeffekt, den sowas hat, (und daraus resultierender GEWINN, also GELD) vergisst die Contentindustrie dabei. Jedenfalls denke ich, wird der wohl nicht sehr gute Kopierschutz und das fehlende DRM der Hauptgrund sein, warum das nötige „OK aus Hollywood“ nicht kommen wird. Oder es wird nur mit DRM-fähigen Playern gehen. Die aber keiner hat und sich auch keiner kaufen wird. Die kaufen sich dann lieber einen DivX-fähigen Player und ein neues DSL-Modem und bestellen sich noch ein bisschen Bandbreite dazu, damit die illegalen, aber uneingeschränkten und kostenlosen Downloads besser laufen.

Die Contentindustrie vergisst, dass sie eine ernstzunehmende Konkurrenz hat. Aufgrund mangelnder Werbung ist dies nicht die kostenlose Musik und freie Filme. Nein – die Raubkopien. Und es ist schwer, etwas illegalem, aber kostenlosem, Konkurrenz zu machen. Wenn man schon beim Preis hinterherhinkt, darf man nicht auch noch bei anderen Sachen wie Bequemlichkeit oder Nutzbarkeit schlechter sein, sonst hat man keine Chance (und damit auch keinen GEWINN, also kein GELD). Wenn die Contentindustrie will, dass die Kunden ihre Downloadportale den illegalen Versionen vorziehen, muss sie außer der Legalität noch andere Vorteile bieten, statt Nachteile in Form von DRM.

UPDATE: Anscheinend gibt es bei der Filmindustrie noch vernünftige Leute. Laut Golem scheint es nun tatsächlich diesen Dienst zu geben, sogar die Preise liegen unter denen von Kauf-DVDs, sodass es sich für die Kunden trotz des Downloadaufwandes und der Traffic- und Materialkosten vieleicht lohnt.

UPDATE 2: Die Filmindustrie scheint nun laut Golem doch dem Einsatz von CSS, also einem kompatiblen, aber sehr schwachen Kopierschutzes zuzustimmen. Hat damit das Prinzip der Musik- und Filmindustrie „Es ist uns egal ob und wie der Kunde es abspielen kann – hauptsache man kann es auf keinen Fall kopieren“ vieleicht doch noch ein Ende gefunden? Vieleicht, aber trotzdem wird man vermutlich die DVDs nicht mit heutiger Hardware brennen können. (Brenner müssen vieleicht, Rohlinge sicher angepasst werden – siehe Heiseforum). In dem Fall wird also wieder nix. Mein Tipp an die Filmindustrie: Vollständiger Verzicht auf Kopierschutz – die zahlenden Kunden werden es euch danken und vieleicht werden dann mehr Leute das als Alternative zum illegalen, aber kostenlosen und kopierschutzfreien Download sehen. Zu dem Zeitpunkt, wo der Film offiziell auf DVD kommt, kursieren meist im Internet eh schon Raubkopien in DVD-Qualität, daher wird es den Raubkopierern nicht soo sehr helfen. Nur der Privatkopierer, der sein früher nicht so eingeschränktes Recht auf Privatkopien nutzen will, wird das wieder können. Das will die Filmindustrie zwar nicht, aber vieleicht wäre es vernünftig einzusehen, dass das eben zum Vertrieb dazugehört. Wenn die Filmindustrie per Gesetz vor die Wahl gestellt würde, einen Film gar nicht oder nur ohne Kopierschutz und mit Recht auf beliebig viele (!) Privatkopien, würde sie ihn dennoch rausbringen – denn Gewinn bringt es auch so genug! Es ist nicht nötig, die Rechte der Menschen zu beschneiden, nur um die eigenen Gewinne noch weiter zu steigern!

UPDATE 3: Golem berichtet nochmals ausführlich über die Probleme mit CSS

UPDATE 4: Und jetzt über die Lösung: Die DVDs sollen über sogenannte Kiosk-Lösungen, also fest installierte Brennstationen, wo die Kunden sich die DVDs abholen können, gebrannt und verteilt werden. Ich versteh zwar nicht den Sinn der Sache, der ja eigentlich war, sofort bequem daheim die DVDs zu bekommen, aber was solls. Ich sehe auch den großen Unterschied zu Videotheken/DVD-Läden nicht. Der Preis wird es wahrscheinlich auch nicht sein. Vermutlich will die Filmindustrie nicht einsehen, dass das ganze nicht funktioniert und versucht noch so viel wie möglich zu retten, auch wenn es nicht mehr geht. Allerdings sehe ich den Unterschied zwischen legalen und illegalen Downloads. Legale Downloads kosten Geld, und man kann sie bisher immer noch nur am PC anschauen. Illegale Downloads kann man sich auf DVDs brennen, die fast jeder Player abspielt, die auch nicht beim kleinsten Kratzer kaputtgehen, weil der Kopierschutz die Fehlerkorrektur zerstört hat, und es kostet nichts. Ist aber illegal. Und da wundert sich die Filmindustrie, dass die Leute raubkopieren?

Verbrauchverschutz vs. Apple

Apple wurde laut Golem.de wegen iTunes abgemahnt – Anscheinend hat es den Verbraucherschützern gereicht, dass Apple sich das Recht einräumt, die Vertragsbedingungen beliebig zu ändern (bedeutet: „Wir machen was wir wollen und dürfen es auch noch“) und anscheinend sein DRM missbraucht, um seinem iPod eine gute Marktposition zu verschaffen – da andere Player die Musik nicht so gut abspielen können.

Hier sieht man wieder einen Grund mehr, warum DRM nicht gut ist. Es geht natürlich auch ohne, und die armen Musiker müssen nicht verhungern. Filesharing kann so oder so nicht verhindert werden – und selbst wenn DRM die „Verluste“ reduzieren würde: Ohne DRM könnte sich dann eben der Chef des Labels (und nicht etwa der Künstler, der eigentlich den Großteil des Ertrags bekommen sollte) nur noch 10 statt 11 Villen leisten.

Der Wahnsinn geht weiter

Golem berichtet: Urheberrechtsreform: „Zweiter Korb“ in Nachteulen-Lesung – Allerdings werden dabei die wichtigen Punkte weggelassen:

Der zweite Korb hat gute und schlechte Seiten, zwei behandle ich hier:
Einmal wird die Urheberrechtsabgabe stark eingeschränkt und nur noch auf Geräte, die in nennenswertem Umfang zum Kopieren genutzt werden, erhoben. Dies ist allerdings recht schwammig, sodass es nicht wie geplant weniger, sondern mehr Streit geben dürfte, und die Abgaben eventuell noch auf mehr Sachen als heute erhoben werden könnten (wenn auch sicher einige wegfallen werden). Dafür wurde aber eine Höchstgrenze von 5% des Preises festgelegt, sodass der Wahnsinn wenigstens eingeschränkt wird.

Der schlimme Punkt ist aber, dass das Recht auf Privatkopien endgültig ausgehebelt wird: Der erste Korb sorgt bereits dafür, dass ein Kopierschutz Privatkopien illegal macht, im zweiten Korb soll nun beschlossen werden, dass die Hersteller kopiergeschützten Materials keine Privatkopien ermöglichen bzw. zur Verfügung stellen müssen. Das dürfte den Wahnsinn fördern.

Insgesamt weiß ich also nicht, ob es gut oder schlecht ist, dass die Lesung stattfindet, wenn alle eh schlafen und es durchwinken: So verpennt die Industrie vieleicht die sinnvolle Beschränkung derUrheberrechtsabgabe, allerdings kommt vermutlich so auch die endgültige Abschaffung (es ist praktisch nichts anderes) der Privatkopie durch. (Wobei die Lobbyisten vermutlich mehr Druck machen würde, also könnte die späte Zeit sogar dem Wohl der Verbraucher dienen) Egal wie es ist: Demokratie sollte nicht mit solch schmutzigen Tricks arbeiten (müssen).
Hier [PDF] kann es nachlesen (Justizministerium).